Baronie Tommelsbeuge: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Das Land ===
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=== Das Land und die Leute ===
Nur sehr langsam konnte sich Tommelsbeuge von den Zorganpocken während der Kaiserlosen Zeit erholen. Damals fiel ein Großteil der Bevölkerung der Seuche zum Opfer und ein verwaistes Land blieb zurück. Viele Götterläufe war Land in den Tälern des [[Fluss Tommel|Tommels]] und des Brinnbaches verwildert und mit Dorfruinen und Überresten von Gehöften durchsetzt. Noch heute, mehr als zehn Dekaden später, hat die Wüstung Weitenfeld bestand und niemand wagte sich bis heute in das einst verlassene Travia-Kloster. Nicht dicht besiedelt, aber zumindest seine fruchtbaren Grünflächen sinnvoll nutzend, ist die Bevölkerung inzwischen wieder auf ein ansehnliches Maß angewachsen. <br />Die regelmäßigen Hochwasser des [[Fluss Tommel|Tommel]] treffen die Baronie besonders heftig. Wo andere Anrainer vor den Fluten geschützt sind, wurde das Land an der Tommelbeuge mehrfach von besonders starken Hochwassern umgestaltet. Ein besonderes Schwemmgebiet ist dabei direkt an der Baronsburg Fischwacht gelegen. Hier wird alljährlich die gesamte Freifläche bis zu Tommeltann überflutet und macht die Ebene praktisch unbewohnbar. Am Fuße der Burg müssen die Häuser von Markt Tommelsbrück deshalb auch alle oberhalb einer gewissen Mindestgrenze auf Anhöhen errichtet werden. Die einst namensgebende Tommelbrücke zum auf der anderen Flussseite gelegenen albernischen Aran, fiel schon vor vielen Götterläufen einem der schwereren Hochwasser zum Opfer.
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Die jüngere Geschichte Tommelsbeuges ist eine recht tragische. Vor rund einhundert Götterläufen wütete hier eine Krankheit, der gut die Hälfte der Landbevölkerung zum Opfer fielen. Hunderte Geschichten gibt es heute über jene Schreckenszeit, in der die sogenannten Zorganpocken unser schönes Tommelsbeuge heimsuchten, denn jede Familie weiß auch heute noch aus mündlichen Überlieferungen eine zu erzählen. Nur sehr langsam konnte sich Tommelsbeuge daraufhin von den Zorganpocken erholen, waren doch viele Dörfer und Gehöfte verwaist. Selbst vor den Göttern geweihten Orten, wie der Abtei Gänsehof, hatte die schreckliche Krankheit nicht Halt gemacht und ließ das Kloster schließlich verlassen zurück – wenige Monde vor der Niederschrift dieses Werkes wurde die Abtei auf Geheiß Seiner Hochgeboren [[Geribold von Fischwachttal]] wieder in die Gemeinschaft eingegliedert und soll nun wieder aufgebaut werden. Viele Mythen hatten sich um das ehemalige Kloster gerankt, von denen, so munkelt man, nicht alle an den Haaren herbeigezogen gewesen sein sollen.<br>
 
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Anders sieht es auch heute, mehr als zehn Dekaden später, noch mit der Wüstung Weitenfeld aus, die bis heute Bestand hat und in die sich niemand wagt - außer eventuell ein paar Halbstarken aus dem Umland, die sich und ihren Freunden ihre Tapferkeit - wobei ‘Männlichkeit’ treffender wäre - beweisen wollen. Es stellt sich an dieser Stelle die Frage und man möge sie mir verzeihen, warum vorrangig junge Männer sich mit geradezu fanatischem Eifer und ohne jeden Grund in gefährliche Situationen begeben, nur um sich im Nachgang dafür auf die Schultern zu klopfen, dass man es überlebt hat? Eine Frage, die an dieser Stelle nicht beantwortet werden soll, aber dennoch zum Denken anregt, wie ich finde…<br>
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Nun bin ich bereits nach den ersten Seiten der Niederschrift abgeschwiffen. Nun ja, eventuell wird dieses Werk ein paar mehr Seiten umfassen, als ursprünglich geplant. Also hurtig voran mit der Beschreibung unseres schönen Tommelsbeuges.<br>
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Bis heute ist Tommelsbeuge dünn besiedelt, wenn auch die Bevölkerung wieder deutlich angewachsen ist. Die weiten, grünen und bisweilen fruchtbaren Flächen werden zum Anbau von Getreide, Gemüse und Feldfrüchten genutzt, die Wälder liefern Brenn- und Bauholz, Kräuter und Felle. Die Flüsse der Baronie, Fisch und die an an ihnen errichteten Meiler, Kohle. So mag die Baronie eine jüngere Geschichte voller Trauer und Tod erzählen, doch ist sie heute nicht viel mehr als genau das - Geschichte. Die Tommelsbeuger sind Fährnis gewohnt, ob sie nun Goblins, brutale Winter, Krieg oder eben Zorganpocken heißen mögen und der heutige Zustand der Baronie legt Zeugnis darüber ab, dass man sich hier durch nichts und niemanden die Freude am Leben und der Gemeinschaft nehmen lassen wird.<br>
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Ich habe einen älteren Herrn gefragt, wie er Land und Leute beschreiben würde, denn ich glaube, dass dies im Kern jemand, der sein Leben hier gelebt und gearbeitet hat, viel besser erfassen kann, als ich das als Burgbewohner und Schriftsteller vermag. Ich habe seine Worte - dies vermag dann nun wiederum ich besser - in schönere und zugegeben auch verständliche Worte gekleidet:<br>
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''"In Tommelsbeuge sind wir ein zäher Haufen, das lässt sich nicht leugnen. Die Leute hier sind hart im Nehmen, arbeiten vom Morgengrauen bis zur Dämmerung. Die Winter sind lang und bitter, und das Leben ist rau, doch wir geben nicht auf. Jeder hat seine eigene Art, mit dem Schicksal umzugehen – sei es mit einem Lachen, einem trüben Blick oder einem kräftigen Schlag mit der Axt. Die Krankheit vor hundert Jahren hat uns gezeichnet, aber wir sind daraus hervorgegangen, stärker und entschlossener denn je. Die Jäger und Holzfäller, die Bauern und Handwerker, sie alle haben ihren eigenen, unverwechselbaren Charakter – stark, tapfer, treu und oft von einer tiefen, stillen Entschlossenheit geprägt. Manchmal wirkt es, als hätten wir das Leben in seinen allernotwendigsten Formen gelernt – und wir sind bereit, es auf unsere Weise zu leben."''<br>
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Mehr muss man dazu eigentlich gar nicht mehr schreiben, oder? Welcher Tommelsbeuger wäre nicht stolz, so etwas über sich zu lesen?<br>
 
=== Die Tommelbrücke ===
 
=== Die Tommelbrücke ===
Viele Götterläufe war [[Dorf Tommelsfurt|Tommelsfurt]] für die Händler der Stadt [[Stadt Vairningen|Vairningen]] und allgemein für die Versorgung der firunwärtigen Nachbarn von großer Bedeutung. Nur wenige Furten durch den [[Fluss Tommel|Tommel]] sind sicher und breit genug, um dort mit Karren hindurchzufahren. So mussten die Transporte gezwungenermaßen über den Weiler oder etliche Meilen weiter rahjawärts bei der Furt bei Kefberg nach Nordgratenfels gekarrt werden. Da diese Situation für die [[Haus Vairningen|Barone]] [[Baronie Vairningen|Vairningens]] jedoch nicht länger hinnehmbar war, ließen sie von Zwergenhand die Tommelbrücke errichten und feierten gegen 1020 BF die ersehnte Eröffnung. Die [[Madalin von Lerchentrutz|Junkerin]] von [[Gut Tommelsfurt|Tommelsfurt]] treibt entlang der vairninger Grenze und an der Furt selbst die Zölle ein, wobei beides durch die Brücke kaum mehr erwähnenswert ist. Versuche, ihren Nachbarn durch den [[Alrik Custodias-Greifax|Landgrafen]] abmahnen zu lassen, scheiterten jedoch, da dieser den Bau zuvor abgesegnet hatte und den großen Nutzen darin sehr wohl erkannte. Auch der Plan, die Geweihtenschaft des Herrn Efferd gegen das Bauwerk aufzubringen, führte nur zu mäßigen Erfolgen. Starken Gegenwind erfuhr das Unterfangen lediglich durch den Geweihten des vairninger Tempels im Dorf Effertingen. Effrem Klingenbruch, so der Name des Efferd-Dieners, betreut die vielen kleinen Schreine entlang des [[Fluss Tommel|Tommel]], die auf vairninger Boden die kleinen Furten markieren und unter den Schutz des Launenhaften stellen ebenso wie den Schrein auf eben jenem verhassten Bauwerk. <br />Erwähnenswert ist weiterhin eine Begebenheit aus der Kaiserlosen Zeit. Damals formierte sich Widerstand gegen die verhasste Herrschaft Rhondaras von Albenhus. Dieser wurde jedoch verraten und grauenvoll gemeuchelt. Da der aktive Widerstand in Borons Hallen befördert und die dadurch vakanten Ämter durch Rhondara gewogene Kandidaten besetzt wurden, beruhigte sich die Lage in der Landgrafschaft für die kommenden Götterläufe.
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Natürlich sind Burg Fischwacht, die Residenz seiner Hochgeboren Geribold von Fischwachttal, Burg Eberbach, die die Familie derer von Eberbach - und damit auch mich, den Autoren dieses Werkes - beherbergt, der Marktflecken Tommelsbrück, der sich eng an die Baronsburg anschmiegt sowie der Tempel der immerwährenden Ruhe bedeutsame Bauwerke voller Geschichte, erzählen sie doch jedes auf ihre Weise ein Stück tommelsbeuger Vergangenheit. Doch hat keines von ihnen den Verlauf der kürzeren Historie so sehr beeinflusst wie die Fertigstellung der Tommelbrücke im Jahre 1020 BF. Die vairninger [[Haus Vairningen|Barone]] hatten dafür den Auftrag gegeben und mit ihr die erste, auch für Fuhrwerke nutzbare Brücke errichtet. Zur damaligen Zeit entstand leichter Zwist zwischen den beiden Baronien, muss doch seitdem die tommelsbeuger Seite Brückenzoll an die findigen Vairninger entrichten, der aber mittlerweile längst beiseite gelegt worden ist, musste doch auf Grund der Tatsache, dass für Transporte jedweder Waren die Reichsstraße genutzt und auf Furten und weite Umwege verzichtet werden konnte, schließlich auch der Letzte die Nützlichkeit der Tommelbrücke anerkennen.<br>
 
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=== Landgräflich Bösalbentrutz ===
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=== Die Girswälder ===
Praioswärts des gleichnamigen Edlengutes gelegen, wirkt das Gut etwas verwahrlost und verwaist. Das zumeist dicht bewaldete Lehen verfügt kaum über Einwohner, sodass [[Burg Bösalbentrutz]], gelegen am Lauf des [[Fluss Tommel|Tommel]],  mit seinen zehn landgräflichen Gardisten bereits die größte ‚Siedlung‘ darstellt. Nur wenige Waldbauern leben vereinzelt im Hochmooser Wald und verdingen sich neben der Arbeit an der harten Krume als Holzfäller, die die geschlagenen Bäume flussabwärts flössen.
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Ich werde zwar in den weiteren Kapiteln dieses Werkes auf die einzelnen Wälder und Flüsse eingehen, möchte aber für die Girswälder eine Ausnahme machen und sie hier beschreiben, ohne ihnen später ein eigenes Kapitel zu widmen.<br>
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Die Gründe hierfür liegen zunächst einmal in seiner Lage, denn die Girswälder erstrecken sich neben Tommelsbeuge noch über die Baronien [[Baronie Ambelmund|Ambelmund]] und [[Baronie Vairningen|Vairningen]]. Innerhalb des Waldes hat man auf die Setzung von Grenzsteinen verzichtet, wofür es eine überderische Erklärung gibt:<br>
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Einst soll einer der tommelsbeuger Barone - welcher ist nicht überliefert - versucht haben, vermittels der Grenzsteinsetzung sein Herrschaftsgebiet von dem der anderen abzugrenzen. Auf wundersame Weise verschwanden die Steine allerdings kurzerhand und tauchten entweder gar nicht mehr oder aber an ganz anderer Stelle wieder auf. Dieser Vorgang wiederholte sich genau so oft, wie der damalige Baron versuchte, sein Territorium abzustecken. Die ohnehin recht feenfeindlich eingestellten und gleichsam durchaus dem Aberglaube zugewandte Tommelsbeuger sahen darin recht schnell einen Fluch der Feen. Dieser Glaube machte schnell die Runde und drang auch an des Barons Ohr, der infolgedessen, angeblich seines Volkes zuliebe, alle weiteren Versuche, die Grenzen seiner Baronie abzustecken, unterließ. Seitdem hat es keiner der Barone gewagt, neue Versuche zu unternehmen.<br>
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Ein weiterer Grund für die nur grobe und sich hauptsächlich auf mündlichen Überlieferungen von Geschichten und Mythen stützende Beschreibung der “Girsen”, wie sie von den Tommelsbeugern genannt werden, ist die Tatsache, dass ich nicht sonderlich erpicht darauf bin, den Wald zu erkunden.<br>
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So soll sich im Inneren des Waldes der Girsstein, ein Kultplatz eines Hexenzirkels befinden. Man munkelt weiters von einer [[Burg Nymphenburg|Nymphenburg]], ein von Nymphen bewohntes Heiligtum des Launenhaften im vairninger Teil des Waldes. Da, wie erwähnt, nicht immer klar ist, in welcher Baronie man sich befindet, wenn man durch die Wälder streift, ist auch der oftmals gut gemeinte, aber doch recht nutzlos daher kommende Hinweis: “Dann bleib doch immer tommelsbeuger Teil” nicht sonderlich hilfreich.<br>
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Letztlich passt in diese Reihe auch die Burgruine Gisbingen, ein Relikt längst vergangener Praiosläufe. Damals, noch vor den Priesterkaisern, herrschte das Freiherrngeschlecht derer von Gisbingen über die Lande Vairningens. Als das Haus wegen Ketzerei entmachtet wurde, kam es auch zur Aufspaltung seiner Lande, wobei das langgestreckte Tal zum [[Fluss Tommel|Tommel]] scheinbar willkürlich mittig geteilt und auf die beiden angrenzenden Baronien verteilt wurde. Die Stammburg des Freiherrngeschlechts fand sich also unvermittelt im Territorium des Nachbarn wieder, wo sie seitdem sich selbst und damit dem Verfall überlassen wurde, sodass heute nur noch wenige Grundmauern erhalten geblieben sind.<br>
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Nun, da in meinen Augen hinreichend beschrieben ist, dass Tommelsbeuge ein wunderschöner Ort zwischen bisweilen dominanter Natur, unerschütterlichen Menschen, Mythos und Geschichte ist, möchte ich mich in den nachfolgenden Kapiteln der tommelsbeuger Natur ein wenig genauer widmen.<br>
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Auszug aus "Zwischen Dörfern und Burgen: Eine Entdeckungsreise durch Tommelsbeuge" von [[Rondrik von Eberbach|Rahjaehr]]
  
=== Die Girswälder und die Burgruine Gisbingen ===
 
Sich nach Tommelsbeuge und [[Baronie Ambelmund|Ambelmund]] hineinschiebend, finden sich die Girswälder, die von den Bewohnern Tommelsbeuges auch gern ‚Girsen‘ genannt werden. In ihrem Inneren verbirgt sich nicht nur der Girsstein, ein Kultplatz der hiesigen Hexenzirkel, sondern auch die [[Burg Nymphenburg|Nymphenburg]], ein von Nymphen bewohntes Heiligtum des Launenhaften im [[Baronie Vairningen|vairninger]] Teil des Waldes. <br />Wo in den Wäldern die Grenzen der benachbarten Baronien verlaufen ist nicht zu erkennen, da es keine Grenzsteine. So ist nicht auszuschließen, dass mehrere Barone unwissentlich gleichzeitig ein- und dasselbe Gebiet für sich beanspruchen. Schuld am Fehlen der Grenzsteine, ist laut einer Sage ein Fluch, der einst einen der Barone traf, als dieser erstmals versuchte, vermittels solcher Steine die Grenzen abzustecken. Immer wieder verschwanden die Marken an der einen, nur um kurze Zeit später an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen, sodass der Baron auf ewig dazu verdammt war, die Steine immerfort aufs Neue zu setzten.<br />Die Burgruine Gisbingen ist ein Relikt längst vergangener Praiosläufe. Damals, noch vor den Priesterkaisern, herrschte das Freiherrngeschlecht derer von Gisbingen über die Lande Vairningens. Als das Haus wegen Ketzerei entmachtet wurde, kam es auch zur Aufspaltung seiner Lande. Dabei wurde das langgestreckte Tal zum [[Fluss Tommel|Tommel]] scheinbar willkürlich mittig geteilt und auf die beiden angrenzenden Baronien verteilt. Die Stammburg des Freiherrngeschlechts fand sich also unvermittelt im Territorium des Nachbarn wieder, wo sie seitdem sich selbst und damit dem Verfall überlassen wurde, sodass heute nur noch wenige Grundmauern erhalten geblieben sind.<br />
 
  
 
== Der Hof und seine Ämter ==
 
== Der Hof und seine Ämter ==

Version vom 20. September 2024, 19:38 Uhr

NOR-III-05 Baronie Tommelsbeuge

Tommelsbeuge

Wappen
Karte des Lehens

Lage des Lehens
Gelegen an der Grenze zu Albernia, begrenzt im Westen und im Süden durch den Tommel.

Gelegen an der Grenze zu Albernia, begrenzt im Westen und im Süden durch den Tommel.

Status: bespielt
Kontakt: Bösalbentrutz

Das Land und die Leute

Die jüngere Geschichte Tommelsbeuges ist eine recht tragische. Vor rund einhundert Götterläufen wütete hier eine Krankheit, der gut die Hälfte der Landbevölkerung zum Opfer fielen. Hunderte Geschichten gibt es heute über jene Schreckenszeit, in der die sogenannten Zorganpocken unser schönes Tommelsbeuge heimsuchten, denn jede Familie weiß auch heute noch aus mündlichen Überlieferungen eine zu erzählen. Nur sehr langsam konnte sich Tommelsbeuge daraufhin von den Zorganpocken erholen, waren doch viele Dörfer und Gehöfte verwaist. Selbst vor den Göttern geweihten Orten, wie der Abtei Gänsehof, hatte die schreckliche Krankheit nicht Halt gemacht und ließ das Kloster schließlich verlassen zurück – wenige Monde vor der Niederschrift dieses Werkes wurde die Abtei auf Geheiß Seiner Hochgeboren Geribold von Fischwachttal wieder in die Gemeinschaft eingegliedert und soll nun wieder aufgebaut werden. Viele Mythen hatten sich um das ehemalige Kloster gerankt, von denen, so munkelt man, nicht alle an den Haaren herbeigezogen gewesen sein sollen.

Anders sieht es auch heute, mehr als zehn Dekaden später, noch mit der Wüstung Weitenfeld aus, die bis heute Bestand hat und in die sich niemand wagt - außer eventuell ein paar Halbstarken aus dem Umland, die sich und ihren Freunden ihre Tapferkeit - wobei ‘Männlichkeit’ treffender wäre - beweisen wollen. Es stellt sich an dieser Stelle die Frage und man möge sie mir verzeihen, warum vorrangig junge Männer sich mit geradezu fanatischem Eifer und ohne jeden Grund in gefährliche Situationen begeben, nur um sich im Nachgang dafür auf die Schultern zu klopfen, dass man es überlebt hat? Eine Frage, die an dieser Stelle nicht beantwortet werden soll, aber dennoch zum Denken anregt, wie ich finde…
Nun bin ich bereits nach den ersten Seiten der Niederschrift abgeschwiffen. Nun ja, eventuell wird dieses Werk ein paar mehr Seiten umfassen, als ursprünglich geplant. Also hurtig voran mit der Beschreibung unseres schönen Tommelsbeuges.

Bis heute ist Tommelsbeuge dünn besiedelt, wenn auch die Bevölkerung wieder deutlich angewachsen ist. Die weiten, grünen und bisweilen fruchtbaren Flächen werden zum Anbau von Getreide, Gemüse und Feldfrüchten genutzt, die Wälder liefern Brenn- und Bauholz, Kräuter und Felle. Die Flüsse der Baronie, Fisch und die an an ihnen errichteten Meiler, Kohle. So mag die Baronie eine jüngere Geschichte voller Trauer und Tod erzählen, doch ist sie heute nicht viel mehr als genau das - Geschichte. Die Tommelsbeuger sind Fährnis gewohnt, ob sie nun Goblins, brutale Winter, Krieg oder eben Zorganpocken heißen mögen und der heutige Zustand der Baronie legt Zeugnis darüber ab, dass man sich hier durch nichts und niemanden die Freude am Leben und der Gemeinschaft nehmen lassen wird.

Ich habe einen älteren Herrn gefragt, wie er Land und Leute beschreiben würde, denn ich glaube, dass dies im Kern jemand, der sein Leben hier gelebt und gearbeitet hat, viel besser erfassen kann, als ich das als Burgbewohner und Schriftsteller vermag. Ich habe seine Worte - dies vermag dann nun wiederum ich besser - in schönere und zugegeben auch verständliche Worte gekleidet:
"In Tommelsbeuge sind wir ein zäher Haufen, das lässt sich nicht leugnen. Die Leute hier sind hart im Nehmen, arbeiten vom Morgengrauen bis zur Dämmerung. Die Winter sind lang und bitter, und das Leben ist rau, doch wir geben nicht auf. Jeder hat seine eigene Art, mit dem Schicksal umzugehen – sei es mit einem Lachen, einem trüben Blick oder einem kräftigen Schlag mit der Axt. Die Krankheit vor hundert Jahren hat uns gezeichnet, aber wir sind daraus hervorgegangen, stärker und entschlossener denn je. Die Jäger und Holzfäller, die Bauern und Handwerker, sie alle haben ihren eigenen, unverwechselbaren Charakter – stark, tapfer, treu und oft von einer tiefen, stillen Entschlossenheit geprägt. Manchmal wirkt es, als hätten wir das Leben in seinen allernotwendigsten Formen gelernt – und wir sind bereit, es auf unsere Weise zu leben."
Mehr muss man dazu eigentlich gar nicht mehr schreiben, oder? Welcher Tommelsbeuger wäre nicht stolz, so etwas über sich zu lesen?

Die Tommelbrücke

Natürlich sind Burg Fischwacht, die Residenz seiner Hochgeboren Geribold von Fischwachttal, Burg Eberbach, die die Familie derer von Eberbach - und damit auch mich, den Autoren dieses Werkes - beherbergt, der Marktflecken Tommelsbrück, der sich eng an die Baronsburg anschmiegt sowie der Tempel der immerwährenden Ruhe bedeutsame Bauwerke voller Geschichte, erzählen sie doch jedes auf ihre Weise ein Stück tommelsbeuger Vergangenheit. Doch hat keines von ihnen den Verlauf der kürzeren Historie so sehr beeinflusst wie die Fertigstellung der Tommelbrücke im Jahre 1020 BF. Die vairninger Barone hatten dafür den Auftrag gegeben und mit ihr die erste, auch für Fuhrwerke nutzbare Brücke errichtet. Zur damaligen Zeit entstand leichter Zwist zwischen den beiden Baronien, muss doch seitdem die tommelsbeuger Seite Brückenzoll an die findigen Vairninger entrichten, der aber mittlerweile längst beiseite gelegt worden ist, musste doch auf Grund der Tatsache, dass für Transporte jedweder Waren die Reichsstraße genutzt und auf Furten und weite Umwege verzichtet werden konnte, schließlich auch der Letzte die Nützlichkeit der Tommelbrücke anerkennen.

Die Girswälder

Ich werde zwar in den weiteren Kapiteln dieses Werkes auf die einzelnen Wälder und Flüsse eingehen, möchte aber für die Girswälder eine Ausnahme machen und sie hier beschreiben, ohne ihnen später ein eigenes Kapitel zu widmen.
Die Gründe hierfür liegen zunächst einmal in seiner Lage, denn die Girswälder erstrecken sich neben Tommelsbeuge noch über die Baronien Ambelmund und Vairningen. Innerhalb des Waldes hat man auf die Setzung von Grenzsteinen verzichtet, wofür es eine überderische Erklärung gibt:
Einst soll einer der tommelsbeuger Barone - welcher ist nicht überliefert - versucht haben, vermittels der Grenzsteinsetzung sein Herrschaftsgebiet von dem der anderen abzugrenzen. Auf wundersame Weise verschwanden die Steine allerdings kurzerhand und tauchten entweder gar nicht mehr oder aber an ganz anderer Stelle wieder auf. Dieser Vorgang wiederholte sich genau so oft, wie der damalige Baron versuchte, sein Territorium abzustecken. Die ohnehin recht feenfeindlich eingestellten und gleichsam durchaus dem Aberglaube zugewandte Tommelsbeuger sahen darin recht schnell einen Fluch der Feen. Dieser Glaube machte schnell die Runde und drang auch an des Barons Ohr, der infolgedessen, angeblich seines Volkes zuliebe, alle weiteren Versuche, die Grenzen seiner Baronie abzustecken, unterließ. Seitdem hat es keiner der Barone gewagt, neue Versuche zu unternehmen.

Ein weiterer Grund für die nur grobe und sich hauptsächlich auf mündlichen Überlieferungen von Geschichten und Mythen stützende Beschreibung der “Girsen”, wie sie von den Tommelsbeugern genannt werden, ist die Tatsache, dass ich nicht sonderlich erpicht darauf bin, den Wald zu erkunden.
So soll sich im Inneren des Waldes der Girsstein, ein Kultplatz eines Hexenzirkels befinden. Man munkelt weiters von einer Nymphenburg, ein von Nymphen bewohntes Heiligtum des Launenhaften im vairninger Teil des Waldes. Da, wie erwähnt, nicht immer klar ist, in welcher Baronie man sich befindet, wenn man durch die Wälder streift, ist auch der oftmals gut gemeinte, aber doch recht nutzlos daher kommende Hinweis: “Dann bleib doch immer tommelsbeuger Teil” nicht sonderlich hilfreich.
Letztlich passt in diese Reihe auch die Burgruine Gisbingen, ein Relikt längst vergangener Praiosläufe. Damals, noch vor den Priesterkaisern, herrschte das Freiherrngeschlecht derer von Gisbingen über die Lande Vairningens. Als das Haus wegen Ketzerei entmachtet wurde, kam es auch zur Aufspaltung seiner Lande, wobei das langgestreckte Tal zum Tommel scheinbar willkürlich mittig geteilt und auf die beiden angrenzenden Baronien verteilt wurde. Die Stammburg des Freiherrngeschlechts fand sich also unvermittelt im Territorium des Nachbarn wieder, wo sie seitdem sich selbst und damit dem Verfall überlassen wurde, sodass heute nur noch wenige Grundmauern erhalten geblieben sind.

Nun, da in meinen Augen hinreichend beschrieben ist, dass Tommelsbeuge ein wunderschöner Ort zwischen bisweilen dominanter Natur, unerschütterlichen Menschen, Mythos und Geschichte ist, möchte ich mich in den nachfolgenden Kapiteln der tommelsbeuger Natur ein wenig genauer widmen.

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Auszug aus "Zwischen Dörfern und Burgen: Eine Entdeckungsreise durch Tommelsbeuge" von Rahjaehr


Der Hof und seine Ämter

Hofhaltung und Ämter der Baronie Tommelsbeuge

Zusammenfassung

Geschichte

Chronik der Baronie Tommelsbeuge

Offizielle Quellen

Baronien der Landtgrafschaft Gratenfels
Herzoglich ArranedBaronie NablafurtBaronie SchnakenseeBaronie AmbelmundBaronie TommelsbeugeBaronie VairningenBaronie FirnholzBaronie UrbeltorBaronie KranickStadt GratenfelsGrafenmark GratenfelsBaronie RickenhausenBaronie WitzichenbergBaronie SchweinsfoldBaronie RiedenburgBaronie SchwertleiheBaronie GalebquellBaronie Orgils HeimBaronie BergGräflich PaggenauBaronie WolfssteinBaronie LudgenfelsBaronie MeilingenBaronie Trappenfurten Wappen Gratenfels