Blaue Pflugschar und steigender Rappe: Unterschied zwischen den Versionen

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Man saß noch ein Weilchen zusammen, aß, trank und sprach über die anstehenden Arbeiten im langsam nahenden Frühjahr.
 
Man saß noch ein Weilchen zusammen, aß, trank und sprach über die anstehenden Arbeiten im langsam nahenden Frühjahr.
 
Dann wurde es Zeit aufzubrechen, es lagen ja noch einige Orte vor dem berittenen Trio. Eigentlich sollte ihr nächstes Ziel der Weiler Flachsfeld sein, doch Truchsess Schwatzrother wollte dem Edlen von Rappach noch einen besonderen Ort zeigen, der Grundlage für einigen Aberglauben und so manche Gruselgeschichten in Rappach war.<br>
 
Dann wurde es Zeit aufzubrechen, es lagen ja noch einige Orte vor dem berittenen Trio. Eigentlich sollte ihr nächstes Ziel der Weiler Flachsfeld sein, doch Truchsess Schwatzrother wollte dem Edlen von Rappach noch einen besonderen Ort zeigen, der Grundlage für einigen Aberglauben und so manche Gruselgeschichten in Rappach war.<br>
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==Erkundung des Lehens Rappach Teil III==
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=== Ort ===
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Das [[Gut Rappach|Edlengut Rappach]]<br>
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Weiler Flachsfeld
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Firun1045 BF
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[[Hlûdoald von Markartshof|Ritter Hlûdoald von Markartshof]], Familienoberhaupt des [[Haus Markartshof|Hauses Markartshof]], <br/> Waibel [[Praiophatius Dreyschwehrdt]], erster Gefolgsmann Hlûdoalds,<br>Truchses Angrawenos  Schwatzrother, verwaltete im Auftrag von Vogt [[Jast von Schleiffenröchte|Jast Godehard von Schleiffenröchte]] das Edlengut Rappach,<br>[[Diemut-Wiho Siebenfelder]], Ältester des Weilers Flachsfeld,<br>Salbarda Siebenfelder, Gemahlin von Diemut-Wiho Siebenfelder.<br>
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=== Inhalt===
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Ritter Hlûdoald von Markartshof erkundet mit Truchsess Schwatzrother und Waibel Dreyschwehrdt das Lehen. Nach überraschenden Erkenntnissen im Weiler Neuböwerdorp ging es weiter, doch statt direkt zum nächsten Weiler Flachsfeld zu reiten, machte der Truchsess einen Umweg zur rappacher Quelle von Mythen, Aberglauben und Schreckgeschichten.
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===Geschichte===
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Ein gutes Stück des Weges folgten sie der Lehensgrenze zum [[Gut Hasengras|Domänengut des Barons von Eisenhuett]] bevor sie eine leichte Anhöhe hinauf ritten und dann gen Rahja am Fuß des Hexenbuckel, wie er im Volksmund genannt wurde, oder Rappenblick, wie er offiziell hieß entlang ritten. Hinter einer kleinen Baumgruppe befand sich ein felsiger Einschnitt in den etwa 70 Schritt hohen Rappenblick, dort hielt der Truchsess an und forderte Hlûdoald und Praiophatius auf, ihm zu folgen. Nachdem die Pferde an einem der Bäume angebunden waren, ging es über Geröll in den etwa zwölf Schritt breiten und vielleicht fünfzig Schritt tiefen Einschnitt hinein. Es war schon eine kleine Herausforderung auf den losen Felsbrocken dem leicht ansteigenden Geröllfeld ins Innere zu folgen. Nachdem sie fast das Ende erreicht hatten, blieb Angrawenos Schwatzrother plötzlich stehen. Hlûdoald hatte zuerst angenommen, der schwer atmende, untersetzte Truchsess würde eine Verschnaufpause benötigen, aber dann bemerkte er, dass er auf etwas deutete.
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Ein gut drei Schritt hohes und eineinhalb Schritt breites Tor aus graugrünen, ordentlich bearbeiteten Steinen, gemauertes Tor, dessen Inneres mit Geröll verschüttet war. “Wenn ihr mich fragt ist es ein uralter Bergwerksstollen, der schon zu Zeiten Kaiser [[:iw-avwik:Valpo von Almada|Valpos]], wohl durch ein schreckliches Unglück eingestürzt ist.” er blickte von Hlûdoald zu Praiophatius “Ihr seid in Rappenhag aufgewachsen, dann kennt ihr doch sicher einige der vielen Geschichten die man sich über diesen Ort erzählt.” Der Mann mit dem schwarzen, dichten Haar, in das sich schon erste graue Strähnen geschlichen hatten, zuckte mit den Schultern. “Mehr als ich Finger habe. Die Leute in Rappach sind wohl die abergläubigsten Menschen denen ich begegnet bin. Vom verwunschenen Zwergenreich, dem zerstörten Drachenhort über einen von Helden versiegelten Tor in die Niederhöllen bis zu einem, durch Hexenzauber getarnten Zugang zu einem Hexenzirkel im Inneren des Rappenblick, weswegen er auch Hexenbuckel genannt wird.” Er schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Bewegung: "Von jeder dieser Möglichkeiten gibt es auch noch zig unterschiedliche Varianten. Unter Kindern und Jugendlichen ist es eine weit verbreitete Mutprobe hier des Nachts, vor allem bei Vollmond hier her zu kommen. Hin und wieder geschieht dann ein Unglück und schon gibt es eine neue Schauergeschichte.” Er sah zu Angrawenos “Ich halte es da mit Herrn Schwatzrother, das hier ist ein alter, sehr alter Stollen, der entweder aufgegeben und deswegen zerstört wurde oder durch ein bedauerliches Unglück eingestürzt ist. Nicht mehr und nicht weniger!” Dann ging sein Blick wieder zu Hlûdoald “Zugeben bei starkem Wind aus Firun erzeugt diese Einkerbung einige, bisweilen unheimliche Geräusche, die man für Gewisper oder gar ein Jammern und Wehklagen halten könnte. Aber es ist eben der Wind der in Ritzen und Höhlen bläst und so die Geräusche erzeugt. Aber versucht dass einem abergläubigen Landmann beizubringen, euer Wohlgeboren. Vorher überredet ihr einen Zwerg, den großen Fluss von Turehall nach Ferdok hinauf zu schwimmen.”  Hlûdoald lachte und rieb sich das Kinn. “Mein guter Waibel, bei Gelegenheit müsst ihr mir bei einem Kelch guten Weins die ein oder andere dieser Geschichten erzählen! Aber jetzt lasst uns aufbrechen, wir haben noch einiges vor.”  So kehrten die Männer zu den Pferden zurück und machten sich auf den Weg nach Flachsfeld.
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Der Weiler Flachsfeld unterschied sich auffällig von Rabenwies und Neuböwerdorp. Während die Katen dort mehr oder weniger in zwei parallelen Linien angeordnet waren, bildeten hier die sechs hölzernen Bauernkaten einen Kreis, in deren Mitte sich ein gepflasterter Platz befindet. Hinter den Bauernkaten hatte man im Firun und im Praios je eine große Scheune errichtet. Im Zentrum des Platzes fanden sich ein gemauerter Brunnen, ein kleines, ebenfalls aus Feldsteinen gemauertes Häuschen und eine etwa fünf mal fünf Schritt messende Holzhütte. Während die umstehenden Katen schlicht und zweckmäßig waren, hatte man die Hütte im Zentrum hübsch bemalt. Neben verschiedenen Pflanzen, Tieren und Früchten entdeckte Hlûdoald auch Symbole von Travia, Hesinde, Rahja und Peraine. Als er seinen Blick seinen Begleitern zuwandte, sah er einen zufriedenen, lächelnden Truchsess. “Ja, so habe ich bei meinem ersten Besuch hier auch gestaunt. So schlicht der Name Flachsfeld auch ist, der Ort selbst ist bemerkenswert. Bis vor etwa zwanzig Götterläufen fand sich zwischen den sechs Katen eine Palisade, als diese marode wurde und hätte ersetzt werden müssen, entschied man sich allerdings, sie zu beseitigen. Es gibt in unserer Gegend, den Zwölfen sei Lob und Dank, ja schon lange keine großen Raubtiere mehr.” Er deutete zum Platz im Zentrum! Brunnen, Backhaus und die Hütte des Ältesten. Die Göttersymbole sind zum Schutz und Segen der Gemeinschaft und als Verehrung der vier Göttinnen dort angebracht.” Noch während Angrawenos sprach kamen einige Männer und Frauen aus ihren Behausungen. Zwei Frauen kamen auf die Reiter zu, ein Junge lief eilig zur Hütte des Ältesten, die übrigen Männer und Frauen beobachteten das Geschehen von ihren Hütten aus. Eine der beiden Frauen sprach die Reiter an, ohne ihnen jedoch direkt ins Gesicht zu blicken und sich nach jedem Satz verbeugend: “Die Zwölfe zum Gruße ihr hohen Herren. Steigt doch bitte ab, wir versorgen die Pferde der Herrschaften. Diemut-Wiho Siebenfelder wird euch sofort empfangen!” Sogar Hlûdoald, der durchaus darauf achtete dass das einfache Volk dem Adel mit gebührenden Respekt und botmäßiger Distanz begegneten war dies Verhalten schon fast ein bisschen viel des Guten. “Mögen euch die Zwölfe stets gewogen sein gute Frau!” Mit diesen Worten stieg der Ritter von seinem Ross und übergab der Frau die Zügel. Ein junger Mann eilte hinzu, um sich um das dritte Pferd zu kümmern. Indes öffnete sich die Tür und ein hagerer, mittelgroßer Mann trat aus der Tür. Hinter ihm huschte der Junge aus der Hütte und flitzte wieder zu seinen Eltern. Hlûdoald schätzte den Mann auf Mitte Dreißig. “Der [[:iw-avwik: Praios|Herr des Lichtes]] mit euch, ihr hohen Herren! Ich bin Diemut-Wiho Siebenfelder, von den braven Frauen und Männer Flachsfelds zu ihrem Ältesten gewählt. Kommt doch bitte in mein bescheidenes Heim!”
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Der Mann mit dem langen, leicht gewellten, braunen Haar verneigte sich und machte eine einladende Geste in Richtung der geöffneten Tür. “Möge [[:iw-avwik: Praios|Himmelskönig]] euch stets günstig sein, Meister Siebenfelder. Ritter Hlûdoald von Markartshof, Edler zu Rappach.” der Ritter deutete auf Angrawenos “Den Werten Truchsess Schwatzrother kennt ihr sicher bereits!” dann deutete er auf Praiophatius “ Und dies ist mein treuer Waibel Praiophatius Dreyschwehrdt!” Der Älteste grüßte jeden der Beiden mit einer Verbeugung und alle betraten die Hütte. Im Inneren fanden sich ein offener Kamin, ein Holztisch mit sechs Stühlen, zwei Schränke und eine Leiter, die durch eine Luke auf den Dachboden führte. Der Ritter vermutete, dass dort die Schlafplätze des Ehepaars Siebenfelder lagen. Es war zwar sehr beengt und schlicht, aber sehr sauber und gemütlich. Eine blonde Frau in einem schlichten, dennoch hübschen Wollkleid verneigte sich während Siebenfelder das Wort ergriff: “Das ist meine Gemahlin Salbarda! Aber nehmt doch bitte Platz!”
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Während die Männer sich setzten stellte Salbarda jedem einen Tonbecher hin und brachte einen Krug mit frischem Brunnenwasser und einen mit Kräutertee.
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Diemut-Wiho berichtete Hlûdoald das in Flachsfeld sechs Familien lebten von denen vier schon seit etlichen Generationen hier in Flachsfeld lebten und zwei Familien albernische Flüchtlinge seien, die sich aber tadellos in die Gemeinschaft eingefügt hatten und auch schon durch drei Traviabunde mit den alten Familien verbunden seien. Zur Zeit leben 32 Einwohner im Weiler, von denen dreizehn Kinder und zehn Götterläufen waren. Auch erfuhr Hlûdoald, der sich über das geringe Alter des Ältesten schon gewundert hatte, dass der Vorgänger von Meister Siebenfelder erst im Efferd dieses Götterlaufes zu Boron gegangen war. Die Flachsfelder sind recht pragmatisch veranlagt und haben sich einen jungen Ältesten erwählt, um nicht in zwei oder drei Götterläufen schon wieder den Nächsten wählen zu müssen. Diemut-Wiho war bei dem Krämer Disibold Isenstayg in Eschenhain in der Ausbildung gewesen, weshalb er auch das nötige Wissen mitbrachte um die Listen für die Abgabenerhebung zu erstellen. Man baut, wie der Ortsname bereits vermuten lässt, auf den umliegenden Feldern Flachs an und übernimmt die ersten Verarbeitungsschritte, bevor er nach Eschenhain geliefert wird. Zwischen den Flachsfeldern stehen viele Apfel-, Birn- und Kirschbäume. Das geerntete Obst wird vor Ort in Gebäck verarbeitet, getrocknet und in kleinen Mengen zu Saft gepresst und zu Wein gekeltert. Auch hier werden Gänse, Hühner und Ziegen in kleiner Zahl zur Selbstversorgung gehalten und auf einigen Beeten Gemüse für den Eigenbedarf gezogen. Erfreulicherweise Diemut-Wiho keine Probleme, außer der Hasen und Kaninchen deren Bestände in den letzten Götterläufen arg zugenommen hatten. Der Ritter versicherte ihm das er sich bereits des Problems bewusst sei und bald schon Jäger sich der Plage annehmen würden.
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Man verabschiedete sich nach etwa einer Stundenkerze und setzte den Weg nach Eschenhain fort.
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Version vom 9. Juli 2024, 09:34 Uhr


Blaue Pflugschar und steigender Rappe

Haus Markartshof und das Edlengut Rappach Eine Briefspielgeschichte von Rappach.

Ein Traum wird unverhofft wahr

Ort

Hof Gut Hasengras
Die Residenz des Vogtes Jast Godehard von Schleiffenröchte, das Schloss Hasenfeld nahe Dorf Altmauern.

Zeit

Hesinde 1045 BF

Personen

Ritter Hlûdoald von Markartshof, Familienoberhaupt des Hauses Markartshof,
Perainlind von Markartshof, Gemahlin des Ritters,
Perainhuld Eichwalder, Mutter von Perainlind,
Peraingard (5 Götterläufe alt) und Hlûdohardt (3 Götterläufe alt), die Kinder des Ritters und seiner Gemahlin,
Brintwina von Markartshof, Schwester von Hlûdoald,
Waibel Praiophatius Dreyschwehrdt, erster Gefolgsmann Hlûdoalds

Inhalt

Mitte Hesinde.1045 BF eröffnet Vogt Jast Godehard von Schleiffenröchte seinem getreuen Dienstritter das er ihn mit dem Edlengut Rappach belehnen wird.

Geschichte

Hlûdoald von Markartshof, Ritter im Dienste von Vogt Jast Godehard von Schleiffenröchte schritt eilends den langen Flur entlang. Gerade hatte er ein vertrauliches Gespräch mit dem Vogt in dessen Arbeitszimmer. Noch immer konnte der schwarzhaarige Hüne nicht fassen was Dienstherr ihm eröffnet hatte. Der Dienstritter hatte sein Ziel erreicht und betrat die Wohnstätte seiner Familie im Dachgeschoss des Jagdschlosses.
Perainlind, ihre Mutter Perainhuld und seine Schwester Brintwina saßen am Tisch und waren mit Handarbeiten beschäftigt, die beiden Kinder hockten auf dem Boden und spielten. Seine Gemahlin blickte von ihrer Arbeit auf und sah ihn mit einer Mischung aus Neugier und Sorge an. „Ich habe gehört Hochgeboren hat nach dir geschickt? Musst du wieder weg?“ Ihr Gemahl setzte eine sehr ernste Miene auf als er sie ansah um ihre Fragen zu beantworten. „Nun… ja ich komme gerade von seiner Hochgeboren. Ich werde gleich zu Beginn Firun aufbrechen müssen!“ Er blickte etwas betreten zur Seite „Und ich werde sehr, sehr lange weg sein, um genau zu sein….“ Er hielt inne und blickte einmal in die Runde. Zufrieden stelle er fest das ihn alle, sogar die Kinder mit großen Augen ansehen. Dann fuhr er endlich fort: „Ja um genau zu sein werde ich nur noch als Besucher hier her zurückkehren! Denn wir alle gehen von hier fort und werden ein neues Heim beziehen.“ Hlûdoald erzählte von seinem Gespräch bei Vogt Jast Godehard von Schleiffenröchte und das ihn dieser in Kürze mit einem Gut belehnen und zum Edlen ernennen würde. Man umarmte und herzte sich und feierte am Abend ein kleines Familienfest.
Die folgenden zwei Wochen vergingen fast zu schnell. Viele Vorbereitungen waren zu treffen, die Habseligkeiten zu verpacken, Besorgungen für die Reise zu erledigen und so viele Dinge mehr. Ehe man sich versah war ein frisch ernannter Edler zu Rappach auf seinem treuen Teschkaler Hengst an der Spitze eines kleinen Wagenzuges auf dem Weg über die Reichsstadt Eisenhuett und die Dörfer Bosboldenbruch und Rappenhag zu seinem neuen Wohnsitz dem Edlengut Rappach. Ihm folgte eine zweispännige Kutsche in der Perainlind, ihre Mutter Perainhuld, die beiden Kinder Peraingard und Hlûdohardt und Hlûdoald’s Schwester Brintwina saßen. Dahinter ein von zwei Kaltblütern gezogenes Fuhrwerk welches mit dem überschaubaren Besitz derer von Markartshof beladen war. Hinten, am Fuhrwerk angebunden liefen das schwere Schlachtross des Ritters und die Fuchsstute Perainlind’s. Als Nachhut ritt Waibel Praiophatius Dreyschwehrdt auf seinem Warunker Walach. Kutsche und Fuhrwerk waren jeweils mit einem Kutscher und einem Armbrustschützen besetzt. Der Vogt hatte großzügiger Weise die Gefährte samt Personal für den Umzug zur Verfügung gestellt. Man kam langsamer voran als erhofft da Firun, der Lehrer der Gelassenheit über Nacht seinen weißen Gruß geschickt hatte.
(nach oben)

Ankunft auf dem Gutshof Rappach

Ort

Das Edlengut Rappach

Zeit

Firun1045 BF

Personen

Ritter Hlûdoald von Markartshof, Familienoberhaupt des Hauses Markartshof,
Perainlind von Markartshof, Gemahlin des Ritters,
Perainhuld Eichwalder, Mutter von Perainlind,
Peraingard (5 Götterläufe alt) und Hlûdohardt (3 Götterläufe alt), die Kinder des Ritters und seiner Gemahlin,
Brintwina von Markartshof, Schwester von Hlûdoald,
Waibel Praiophatius Dreyschwehrdt, erster Gefolgsmann Hlûdoalds,
Truchsess Angrawenos Schwatzrother, verwaltete im Auftrag von Vogt Jast Godehard von Schleiffenröchte das Edlengut Rappach.

Inhalt

Die Familie des Ritters Hlûdoald von Markartshof bezieht ihr neues Heim, den Gutshof Rappach.

Geschichte

Zuerst hatte Hlûdoald überlegt, einen kleinen Umweg zum Gutshof seines Schwertvaters einzulegen um ihm und seiner Familie seine Aufwartung zu machen. Letztendlich entscheid er sich aber dagegen, es wäre unhöflich mit einem ganzen Tross bei dem Ritter und künftigen Nachbarn einzufallen, zumal man wegen der fortgeschrittenen Tageszeit würde um Gastung bitten müssen. Besser war es ihm in ein oder zwei Tagen seine Aufwartung zu machen und dem Ritter und seiner Familie eine Einladung zum Besuch auf Edlengut Rappach zu überbringen. Der Anblick des Vierseithofes, oben auf dem Rappenkopf, im Volksmund auch Herrenhügel genannt war beeindruckend. Unten, von Rappenhag und der Handelsstraße aus erweckte er den Eindruck einer kleinen Festung, nur dem aufmerksamen oder geschulten Auge fiel auf dass es weder Wehrmauern mit Zinnen, sondern nur Schieferdächer, noch Wachtürme oder gar einen Burgfried gab. Ein Karrenweg zweigte kurz hinter der Palisade von Rappenhag von der Handelsstraße ab. Der Karrenweg führt hauptsächlich in das Dorf Eschenhain und die dahinter gelegenen Weiler, nach gut zweihundert Schritt zweigte ein weiterer Karrenweg ab und begann stetig anzusteigen und sich den Rappenkopf zum Gut Rappach empor winden. Gut vierzig Höhenmeter müssen über drei Kehren bezwungen werden um das Plateau zu erreichen auf dem das Edlengut liegt. Obwohl die Praiosscheibe hoch am Himmel stand war es noch immer schneidend kalt als zur Praiosstunde die Reisegesellschaft den Gutshof erreichte. Zwei Reiter, die zweispännige Kutsche und das Fuhrwerk, welches von vier Kaltblütern gezogen wurde durchquerten das geöffnete Tor des Vierseithofes hinein in den Innenhof von Gut Rappach. Auf dem Gutshof wurden die Neuankömmling bereits erwartet. Ein großer, etwas dicklicher Mann mit spärlichem, ergrauten Haar schickte einige Burschen und Mägde los den Reisenden aus der Kutsche zu helfen, sich um die Pferde der Reiter zu kümmern und den Kutschern zur Hand zu gehen. Er ging auf den jüngeren und größeren der beiden Reiter zu. „Willkommen auf Gut Rappach, euer Wohlgeboren! Ich begrüße euch in eurem neuen Heim Ritter Hlûdoald von Markartshof!“ Der Angesprochene schlug in die entgegen gehaltene Hand ein „Praios zum Gruß Truchsess Schwatzrother, eine Freude euch persönlich kennenzulernen.“ Der breitschultrige Ritter wandte sich zu einer jungen Dame um, die gefolgt von zwei Kindern und einer älteren Frau, von der Kutsche kommend hinzutraten. „Truchsess Schwatzrother, ich darf euch meine Gemahlin Perainlind vorstellen, ihre Mutter Perainhuld Eichwalder und meine beiden Kinder, Peraingard und Hlûdohardt!“ während Schwatzrother die beiden Damen mit Handkuss begrüßt knickste die fünfjährige Peraingard artig und der dreijährige Hlûdohardt versuchte sich mit einem ganz passablen Diener. „Euer Wohlgeboren, wenn ihr und die Euren mir bitte in den Saal folgen wollen. Es ist doch etwas ungemütlich hier draußen. Ich war so frei den Kamin ordentlich zu befeuern und eine kleine Stärkung und etwas zu Trinken vorzubereiten.“ Hlûdoald zögerte kurz und ehe er etwas sagen konnte reagierte der Gutsverwalter. „Euer Wohlgeboren mögen versichert sein auch für euer Gefolge wird umgehend gesorgt. Für sie ist gleichwohl eine warme Stube und eine Stärkung vorbereitet.“ Zufrieden und ebenso beeindruckt nickte er Schwatzrother zu und folgte ihm mitsamt seiner Familie ins Hauptgebäude. Die letzten acht Götterläufe hatte Angrawenos Schwatzrother das Lehen im Auftrag von Vogt Jast Godehard von Schleiffenröchte verwaltet, nach dem der Letzte aus dem Hause von Rappach ohne Erben verstorben war. Soweit Hlûdoald es bisher beurteilen konnte hatte der Truchsess seine Arbeit gut gemacht und das Lehen ordentlich geführt. Der Saal in den sie der grauhaarige Verwalter führte war gut eingeheizt und es war eine Wohltat die kalten Glieder wieder aufzuwärmen. Während sich die Markartshofer stärkten gab Schwatzrother einen Überblick über Ortschaften, die wichtigsten Gewerke und Gutshöfe und natürlich die kleine Pferdezucht des Gutes. Hlûdoald nahm erfreut zur Kenntnis das es offenbar keine großen Probleme gab mit denen er sich schon gleich am Anfang würde herumschlagen müssen.
(nach oben)

Erkundung des Lehens Rappach Teil I

Ort

Das Edlengut Rappach
Weiler Rabenwies

Zeit

Firun1045 BF

Personen

Ritter Hlûdoald von Markartshof, Familienoberhaupt des Hauses Markartshof,
Waibel Praiophatius Dreyschwehrdt, erster Gefolgsmann Hlûdoalds,
Truchsess Angrawenos Schwatzrother, verwaltete im Auftrag von Vogt Jast Godehard von Schleiffenröchte das Edlengut Rappach
Bärfried Inezan, der Älteste des Weilers Rabenwies.

Inhalt

Ritter Hlûdoald von Markartshof erkundet gemeinsam mit Truchsess Schwatzrother und Waibel Dreyschwehrdt das Lehen. Ihr erstes Ziel ist der, im Praios des Lehens gelegene Weiler Rabenwies

Geschichte

Am folgenden Tag machte sich Truchsess Schwatzrother und Ritter Hlûdoald in Begleitung von Waibel Dreyschwehrdt zu Pferd an die Erkundung des Lehens. Der Weg führt sie zuerst in den im Praios gelegen Weiler Rabenwies. Truchses Schwatzrother führte einen alten Mann zu Ritter Hlûdoald „Das ist Bärfried Inezan, der Älteste des Weilers Rabenwies.“ Der gebückt gehende Bärfried, dem man ansehen konnte dass er einst ein stattlicher, kräftiger Mann gewesen war verneigte sich so gut es sein alter Körper erlaubte. „Willkommen euer Wohlgeboren! Eine große Freude wieder einen Herrn Ritter auf dem Herrenhügel zu haben.“ Mit entschuldigendem Blick sah er zu dem Truchsess „Versteht mich nicht falsch Herr Schwatzrother, es gibt nichts über eure Dienste …“ Der Angesprochene lächelte milde und legte dem Alten fast freundschaftlich eine Hand auf die Schulter: „Seid unbesorgt mein Guter, ich bin ganz eurer Ansicht, ein Verwalter kann niemals einen Lehensherren ersetzen! Und ich bin auch nicht unglücklich damit dass mich mein nächstes Amt nach Turehall führen wird.“ Dann zog er die Hand wieder zurück und nach kurzem Zögern ergriff Bärfried wieder das Wort: „Nun euer Wohlgeboren, hier in Rabenwies leben derzeit fünf Familien denen insgesamt 27 Seelen angehören, alles brave, götterfürchtige und fleißige Leut. Der Anbau von Rüben und Kohl so wie die Hühnerzucht ist unser täglich Brot. Ein paar Gänse und drei Ziegen, sowie diese drei Beete dort drüben helfen uns die Mahlzeiten zu sichern. Ich führe getreulich Buch über alles was uns Frau Peraine in ihrer großen Gnade schenkt und gebe es zu Beginn eines jeden neuen Götternamen an Kunida Eichwalder, welche die Listen und fälligen Abgaben im ganzen Lehen einsammelt und künftig wohl getreulich zu euren Händen gibt, euer Wohlgeboren.“ Hlûdoald hatte aufmerksam zu gehört und sich interessiert in dem kleinen Weiler umgeblickt. „Das klingt alles sehr gut Meister Inezan. Sagt gibt es etwas was euch guten und fleißigen Leuten hier Sorgen oder Probleme bereitet?“ mit aufmunternder Geste forderte er den nun etwas unsicher dreinblickenden Ältesten auf frei heraus zu sprechen. „Nun, euer Wohlgeboren wenn ihr so direkt fragt gibt es da zwei Dinge. Zum einen sind die Karnickel im Bestand arg gewachsen und ein ständiges Ärgernis auf den Äckern, wenn ihr ein paar Jäger schicken wolltet die ihre Zahl reduzieren, dass wäre in der Tat zu aller Nutzen.“ Er nickte eifrig „Jaja, das wäre wirklich ein Segen!“ dann wurde er wieder etwas ernster „Das zweite Problem ist mein Augenlicht euer Wohlgeboren, es fällt mir zunehmend schwerer getreulich Buch zu führen. Ein Jüngerer, der unter meiner Anleitung lernt wie man die Listen füllt wäre sehr gut, allein hier ist außer mir niemand der des Lesens und Schreibens mächtig ist.“ Hlûdoald blickte in etwas irritiert an „Ja, gibt es hier keinen Burschen, kein Mädel welchem ihr Lesen und Schreiben beibringen könnt?“ „Nun der letzte Wohlgeboren von Rappach hatte es untersagt dass unsereins sich eigenständig in solchen Dingen unterweißt und so habe ich mich nicht getraut und bislang ging es ja immer noch!“ Hlûdoald überlegte kurz „Nun wir müssen hier ja nicht gleich eine Praiostagsschule einrichten, aber nehmt euch Drei, nein Fünf. Jede Familie soll selbst die geeignetste Person aus ihren Reihen wählen und ihr, mein guter Meister Inezan lehrt sie alle gleichermaßen das Lesen und Schreiben. Im Phex des nächsten Götterlaufes will ich die Fünf prüfen und aus ihnen euren Gehilfen oder eure Gehilfen wählen. Was meint ihr Meister Inezan?“ der Alte wirkte erleichtert „Wie ihr es sagt euer Wohlgeboren, so soll es geschehen. So mag sich niemand benachteiligt fühlen!“ Hlûdoald lächelte „Das war der Sinn, doch spätestens wenn ich jemanden ausgewählt habe mag sich das ändern. Was die Karnickel angeht so schickt mir ebenfalls aus jeder Familie jemand der geschickt und ausdauernd ist und über einen scharfen Blick verfügt in drei Tagen auf den Herrenhügel. Auch hier mögen die Familien selbst wählen wen sie schicken. Wollen mal sehen ob wir in zwei oder drei Götternamen nicht ein paar firungefällige Bogenschützen draus machen können!“ er nickte Praiophatius grinsend zu, der schicksalsergeben zurück nickte. „Wie ihr wünscht euer Wohlgeboren!“ Bärfried wirkte nun sichtlich entspannter „Habt Dank euer Wohlgeboren! Es ist schön zu sehen dass ihr ein Mann der Entscheidung seid. Die Fünf werden zur Phexensstunde vor dem Tor von Gut Rappach stehen!“ „So soll es sein Meister Inezan! Bleibt mir gesund und vertretet die Interessen von Rabenwies weiterhin so offen. Ihr werdet in mir stets einen aufmerksamen Zuhörer finden!“ sachte klopfte er dem alten Mann auf die Schulter. „Mögen die Zwölf stets über euch wachen, euer Wohlgeboren!“ „Und über euch! Wir werden nun weiterziehen! Gehabt euch wohl Meister Inezan!“ damit wandte sich der Ritter um und schwang sich auf sein Pferd. Truchsess und Waibel folgten seinem Beispiel und das Trio ritt gen Efferd nach Neuböwerdorp.
(nach oben)

Erkundung des Lehens Rappach Teil II

Ort

Das Edlengut Rappach
Weiler Neuböwerdorp

Zeit

Firun1045 BF

Personen

Ritter Hlûdoald von Markartshof, Familienoberhaupt des Hauses Markartshof,
Waibel Praiophatius Dreyschwehrdt, erster Gefolgsmann Hlûdoalds,
Truchses Angrawenos Schwatzrother, verwaltete im Auftrag von Vogt Jast Godehard von Schleiffenröchte das Edlengut Rappach
Malarai Bartenwerper, Älteste des Weilers Neuböwerdorp,
Garetgrid Welzelin, Mutter von Malarai Bartenwerper.

Inhalt

Ritter Hlûdoald von Markartshof erkundet mit Truchsess Schwatzrother und Waibel Dreyschwehrdt das Lehen. Nach einem sehr positiven Eindruck von Weiler Rabenwies führt der Weg nun effertwärts zum Weiler Neuböwerdorp.

Geschichte

Links und rechts des Karrenwegs befinden sich je drei Bauernkaten, eine große Scheune. Links ist am Ende des Weilers steht der Stall und gegenüber die Käserei.
Die ersten ‚Bewohner‘ die ihnen begegneten waren ein Eber und eine Bache die sich genüsslich im Licht der Praiosscheibe aalten. Dann sahen sie einige spielende Kinder und wenig später traten zwei Frauen aus einer Hütte. „Garetgrid Welzelin und ihre Tochter Malarai Bartenwerper. Die beiden Frauen schmeißen hier den Laden. Malarai ist sechsundvierzig, aber sie ist eine sehr energische und willensstarke Frau und sie wurde einstimmig zur Dorfältesten gewählt.“ Erklärte Schwatzrother. Kurz darauf erreichten sie die beiden Frauen. Die Jüngere stand mit in die Hüften gestämmten Händen da und blickte den drei Reitern fast schon trotzig entgegen. Die ältere Frau war zu den Kindern gegangen und stellte sich schützend vor sie. „Praios zum Gruß!“ „Truchsess Schwatzrother! Praios mit euch, wen bringt ihr denn da mit?“ gerade wollte der Truchsess antworten als Hlûdoald das Wort ergriff „Praios zum Gruß! Ritter Hlûdoald von Markartshof Edler zu Rappach!“ „Oh, dann seid ihr der neue Herr über dieses schöne Stückchen Land! Sitzt doch ab werte Herrschaften! Einen Becher Wein oder einen Kräutertee?“ ohne eine Antwort abzuwarten drehte sie sich zu den Kindern und ihrer Mutter um. „Begrüßt artig die Herrschaften und dann spielt bitte hinten.“ An ihre Mutter gewandt fuhr sie fort: „Bist du so gut und holst für unsere hohen Gäste eine kleine Stärkung, Mutter!“ die Ältere nickte und verschwand nach einem Knicks und einigen Worten des Grußes an die Neuankömmlinge in der Hütte. Hlûdoald war überrascht mit welcher Selbstverständlichkeit Malarai Anweisungen erteilte und noch mehr wie selbst die Mutter diesen folgte. Die Kinder kicksten oder verneigten sich artig und trollten sich rasch nach einem „Herr Praios zum Gruße!“ Inzwischen war die drahtige Frau zu einem Tisch mit zwei Bänken gegangen und wischte mit einem Tuch über Tischplatte und Sitzflächen und präsentierte wie beiläufig das noch saubere Tuch. „Nehmt doch bitte Platz! Euer Begehr lässt sich sicher genauso gut im Sitzen, mit Getränken und einer Kleinigkeit zu essen besprechen.“ Mit beiläufiger Geste lud sie die drei Männer ein sich zu setzen. Wieder fiel Hlûdoald auf dass ihre Worte zwar freundlich waren, aber von ihrer Betonung eher Weisung denn Einladung waren. Der Ritter war gespannt wie sich dieses Treffen noch entwickelte. Bislang war die verhältnismäßig junge Älteste nur sehr selbstbewusst und nicht respektlos. Ritter, Truchses und Waibel setzten sich auf die Bank in deren Rücken die Hütte stand und Malarai Bartenwerper nahm ihnen gegenüber Platz. „Womit kann ich euch dienlich sein, euer Wohlgeboren?“ Bevor der Adlige jedoch antworten konnte kam aus der Hütte Garetgrid Welzelin mit einem großen Tablet an den Tisch. Sie stellte fünf tönerne Becher, einen Krug mit einer dampfenden Flüssigkeit, wohl dem angekündigten Kräutertee, einen weiteren Krug der wahrscheinlich den Wein enthielt und eine Platte auf der aufgeschnittenes Brot, Schinken und Käse lagen auf den Tisch. „Bitte ihr edlen Herren greift zu.“ Nach dem geklärt war wer was trinken wollte, Garetgrit die Becher befüllt und dann selbst Platz genommen hatte antwortete Hlûdoald. „Wie ihr bereits selbst bemerkt habt bin ich nun der Herr über diesen, kleinen Teil der Baronie Eisenhuett und mache mich nun mit dem Lehen vertraut. Ich will die Örtlichkeiten kennenzulernen, die Verantwortlichen vor Ort treffen und mir von ihnen über die Situation vor Ort berichten lassen. Da wir uns nun bekannt gemacht haben Meisterin Bartenwerper, was könnt ihr mir über Neuböwerdorp berichten?“ der Ritter ergriff den Tonbecher mit dem Kräutertee und wärmte seine Hände. Die Tobrierin blickte jeden am Tisch kurz an, dann antwortete sie: „Die sechs hier lebenden Familien sind Flüchtlinge aus der Stadt Praske, der einstigen Hauptstadt der tobrischen Reichsmark Osterfelde und deren Nachfahren. Vor etwa fünfundzwanzig Jahren fanden wir hier eine neue Heimat und der Ritter von Rappach erlaubte uns sogar für unsere Siedlung hier einen eigenen Namen zu wählen. Deswegen heißt der Weiler Neuböwerdorp nach dem Stadtteil Böwerdorp in dem wir unsere Wurzeln hatten. Zur Zeit leben hier 29 Menschen, davon sind elf Kinder unter zwölf Jahren. Wir bauen hier hauptsächlich Buchweizen, Rüben und Kohl an. Jede Familie hat ein kleines Beet auf dem sie Gemüse für den eigenen Bedarf zieht, außerdem halten wir um die zwanzig Ziegen aus deren Milch wir Käse machen. Ein paar Gänse und Hühner versorgen uns mit Eiern. Meine Mutter und ich kümmern uns hier um alles und alle, fertigen auch die Listen für euch am und berechnen alle, vorgeschriebenen Abgaben und bringen sie dann auf euer Gut.“ Wieder hatte sich der Ritter alles aufmerksam angehört, bei ihrem letzten Satz stutzte er allerdings „Ihr berechnet die Abgaben?“ Malarai nickte „Ja, euer Wohlgeboren, aber vielleicht erläutert euch das besser Truchsess Schwatzrother!“ auffordernd blickte sie den Mann mit dem spärlichen, grauen Haar an. Dieser räusperte sich und rutschte etwas zur Seite um besser zu Hlûdoald blicken zu können. „Nun, unter Ritter Broderic von Rappach kam es wohl zu einigen überhöhten Forderungen durch seinen damaligen Kämmerer. Meisterin Bartenwerper hat sich darüber bei seiner Wohlgeboren seinerzeit beschwert und konnte erreichen, dass Ritter von Rappach die Forderungen persönlich überprüfte. Er stellte fest das die Beschwerde berechtigt war, wie sich herausstellte hegte der Kämmerer keine Sympathien für die Tobrier und hatte vorsätzlich zu hohe Abgaben verlangt. Daraufhin war der Kämmerer sein Amt los und würde davon gejagt. Ritter von Rappach bot Meisterin Bartenwerper die freigewordene Stellung an, die sie aber ablehnte. Die Neuböwerdorper erhielten eine Entschädigung und Meisterin Bartenwerper das Privileg ins Künftige die Abgaben selbst zu berechnen und im Gutshof abzuliefern.“ Schwatzrother schüttelte seinen Kopf „Ich habe so etwas noch nie erlebt, ja noch nicht einmal davon gehört, dass es so etwas je irgendwo schon einmal gegeben hätte, aber das Dokument liegt in Archiv und ich habe jede Eingabe aus Neuböwerdorp persönlich nachgerechnet und bislang nicht einen einzigen Fehler gefunden.“ Nachdenklich wog Hlûdoald das Haupt, dann blickte er die Tobrierin streng an: „Ihr seid eine bemerkenswerte Frau, Meisterin Bartenwerper. Ich werde mir dieses Dokument ansehen und mir dann überlegen, wie ich mit diesem Kuriosum umgehe. Aber was mich sehr interessiert, warum habt ihr das großzügige Angebot, die Stellung als Kämmererin anzutreten, abgelehnt? Es ist eine gut bezahlte und angesehene Position und geeignet, sich für andere, höhere Ämter zu empfehlen!“ Malarai, die eben von ihrem Wein getrunken hatte, ließ sich einen kurzen Moment mit ihrer Antwort Zeit, dann erwiderte sie Hlûdoald’s Blick „Mein Platz ist hier bei den Meinen. Ich habe sie hierher geführt, ich bin für ihr Wohlergehen verantwortlich und vom Herrenhügel aus kann ich mich nicht um sie kümmern. Es waren harte Zeiten in der Heimat. Wir alle haben geliebte Menschen vor und während unserer Flucht verloren. Wie ihr sicher bereits vermutet bin ich keineswegs immer eine einfache Bäuerin gewesen, was ich war und was ich tat ist der Grund warum mir diese Menschen in diesem kleinen Weiler vertrauen und dieses Vertrauen gilt es sich jeden Tag neu zu verdienen.“ Mit ernstem Blick nahm sie einen weiteren Schluck von ihrem Wein, bevor sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen weitersprach: „Wenn wir uns besser kennen, erzähle ich euch vielleicht einmal die Geschichte! Ich will euch aber versichern, ja ich schwöre es bei Praios, wir hier aus Neuböwerdorp werden euch stets die Treue halten und euch nie Anlass zu Unmut geben, euer Wohlgeboren! Ihr erhaltet die euch zustehenden Abgaben auf Kreuzer und Korn genau und solltet ihr jemals ein Aufgebot stellen müssen, werden wir euch vier kräftige Frauen oder Männer stellen.“ Ihr Gesichtsausdruck hatte schon fast etwas Feierliches. Auch aus des Ritters Blick war die Strenge gewichen „Gut gesprochen Meisterin Bartenwerper! Die Zeit und die Götter werden uns weisen ob Worte und Taten sich decken, aber ihr habt für’s Erste mein Vertrauen gewonnen. Gibt es etwas dass euch guten Leuten hier in Neuböwerdorp Sorgen bereitet, gegen die ich Maßnahmen ergreifen kann die euch Linderung verschaffen?“ Nachdenklich wog Malarai ihren Kopf, nahm einen Schluck Wein und sah dann Hlûdoald wieder an. Zum ersten Mal glaubte er einen kurzen Moment von Unsicherheit in dem Blick der Dunkelhaarigen zu bemerken. „Nun, es ist so, dass….. Hmmm… Wir Tobrier sind schon so lange Teil dieses Lehens, dass unsere Kinder bereits Kinder haben und doch meidet uns der Rest der Rappacher. Lediglich die Kräuterfrau und Hebamme Nostris Joborner kommt regelmäßig hierher und Truchsess Schwatzrother, der jeden Götternamen hier nach dem Rechten gesehen hat. Wenn wir nach Eschenhain oder Rappenhag gehen um Besorgungen zu machen, wirft man uns misstrauische Blicke zu, wechselt die Straßenseite oder verweist und gar des Hauses. Wenn ihr vielleicht verlauten lassen könntet dass hier weder Zorgan-Pocken noch die Blaue Keuche grassieren und wir auch keine Diener des Namenlosen, Hexen oder Paktierer sind sondern einfach Bauern, Landarbeiter, Handwerkerinnen, Väter und Mütter genauso wie sie es sind, dass würde uns sicher sehr helfen.“ Als sie geendet hatte ergriff zum ersten Mal ihre Mutter das Wort „Diese Ablehnung, nach all den Jahren schmerzt mehr als der Verlust der Heimat, euer Wohlgeboren!“ ihre Augen waren glasig bei ihren wenigen Worten und ihre Tochter legte tröstend den Arm um sie. Hlûdoald betrachtete die beiden Frauen einige Augenblicke, nahm einen kräftigen Schluck von seinem Tee und danach ein Stück Käse. Nachdenklich kaute er, ehe er antwortete: Nun, ich kann niemandem befehlen die Neuböwerdorper zu mögen und da euer Weiler auch sehr abgelegen ist, scheint es mir nicht ungewöhnlich, dass hier niemand herkommt. Was ich tun kann und werde ist mit den Dorfschulzen zu sprechen und sie nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass ich es nicht dulde, wenn in meinem Lehen irgendwer ausgegrenzt und gemieden wird. Ich werde überlegen ob mir noch etwas einfällt was eure Situation verbessert.“ Er blickte Garetgrid Welzelin mitfühlend an: „Das verspreche ich euch!“ seinen Blick wieder an Malarai Bartenwerper gerichtet setzte er nach: „Ich danke euch für das offene Wort, es hat euch sicher einige Überwindung gekostet. Gibt es sonst noch Probleme?“ Die dunkelhaarige Älteste zuckte mit den Schultern, dann schien ihr etwas einzufallen. „Es ist vielleicht banal, aber uns ist die Jagd selbst auf Hasen und Kaninchen untersagt, aber der Bestand dieser Viecher hat in den letzten Jahren stark zugenommen so dass wir immer höhere Verluste gerade bei Kohl und Rüben haben, vielleicht könnt ihr Jäger schicken die sich dieses Problems annehmen oder den Gemeinen die Jagd auf Niederwild erlauben, ich bin mir sicher dass nicht nur wir in Neuböwerdorp dieses Problem haben.“ Als sie geendet hatte lehnte sich Praiophatius zu seinem Dienstherrn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Ritter nickte zufrieden: „Ein sehr guter Gedanke Waibel Dreyschwehrdt!“ an Malarai gewandt: „Sechs Familien sagtet ihr leben hier?“ „Ja, euer Wohlgeboren!“ „Gut, gut! Jede Familie möge ein Mitglied auswählen, das sie für geeignet hält, eine gute Jägersfrau oder ein guter Jägersmann zu werden. Ich erwarte die sechs Freiwilligen in drei Tagen zur frühen Phexensstunde auf Gut Rappach! Waibel Dreyschwehrdt hier wird sich ihrer annehmen und sehen ob sie sich zur firungefälligen Jägern eignen. Sie werden zwei oder drei Götternamen weg sein, für ihre Verpflegung wird gesorgt und sie erhalten auf dem Gut für die Zeit Quartier. Selbstverständlich entstehen ihnen dafür keine Kosten.“ Er blickte zu Praiophatius „Wäre doch gelacht, wenn wir nicht einen kleinen Jägertrupp auf die Beine stellen, der den Nagern in Rappach das Fürchten lehrt.” Man saß noch ein Weilchen zusammen, aß, trank und sprach über die anstehenden Arbeiten im langsam nahenden Frühjahr. Dann wurde es Zeit aufzubrechen, es lagen ja noch einige Orte vor dem berittenen Trio. Eigentlich sollte ihr nächstes Ziel der Weiler Flachsfeld sein, doch Truchsess Schwatzrother wollte dem Edlen von Rappach noch einen besonderen Ort zeigen, der Grundlage für einigen Aberglauben und so manche Gruselgeschichten in Rappach war.
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Erkundung des Lehens Rappach Teil III

Ort

Das Edlengut Rappach
Weiler Flachsfeld

Zeit

Firun1045 BF

Personen

Ritter Hlûdoald von Markartshof, Familienoberhaupt des Hauses Markartshof,
Waibel Praiophatius Dreyschwehrdt, erster Gefolgsmann Hlûdoalds,
Truchses Angrawenos Schwatzrother, verwaltete im Auftrag von Vogt Jast Godehard von Schleiffenröchte das Edlengut Rappach,
Diemut-Wiho Siebenfelder, Ältester des Weilers Flachsfeld,
Salbarda Siebenfelder, Gemahlin von Diemut-Wiho Siebenfelder.

Inhalt

Ritter Hlûdoald von Markartshof erkundet mit Truchsess Schwatzrother und Waibel Dreyschwehrdt das Lehen. Nach überraschenden Erkenntnissen im Weiler Neuböwerdorp ging es weiter, doch statt direkt zum nächsten Weiler Flachsfeld zu reiten, machte der Truchsess einen Umweg zur rappacher Quelle von Mythen, Aberglauben und Schreckgeschichten.

Geschichte

Ein gutes Stück des Weges folgten sie der Lehensgrenze zum Domänengut des Barons von Eisenhuett bevor sie eine leichte Anhöhe hinauf ritten und dann gen Rahja am Fuß des Hexenbuckel, wie er im Volksmund genannt wurde, oder Rappenblick, wie er offiziell hieß entlang ritten. Hinter einer kleinen Baumgruppe befand sich ein felsiger Einschnitt in den etwa 70 Schritt hohen Rappenblick, dort hielt der Truchsess an und forderte Hlûdoald und Praiophatius auf, ihm zu folgen. Nachdem die Pferde an einem der Bäume angebunden waren, ging es über Geröll in den etwa zwölf Schritt breiten und vielleicht fünfzig Schritt tiefen Einschnitt hinein. Es war schon eine kleine Herausforderung auf den losen Felsbrocken dem leicht ansteigenden Geröllfeld ins Innere zu folgen. Nachdem sie fast das Ende erreicht hatten, blieb Angrawenos Schwatzrother plötzlich stehen. Hlûdoald hatte zuerst angenommen, der schwer atmende, untersetzte Truchsess würde eine Verschnaufpause benötigen, aber dann bemerkte er, dass er auf etwas deutete. Ein gut drei Schritt hohes und eineinhalb Schritt breites Tor aus graugrünen, ordentlich bearbeiteten Steinen, gemauertes Tor, dessen Inneres mit Geröll verschüttet war. “Wenn ihr mich fragt ist es ein uralter Bergwerksstollen, der schon zu Zeiten Kaiser Valpos, wohl durch ein schreckliches Unglück eingestürzt ist.” er blickte von Hlûdoald zu Praiophatius “Ihr seid in Rappenhag aufgewachsen, dann kennt ihr doch sicher einige der vielen Geschichten die man sich über diesen Ort erzählt.” Der Mann mit dem schwarzen, dichten Haar, in das sich schon erste graue Strähnen geschlichen hatten, zuckte mit den Schultern. “Mehr als ich Finger habe. Die Leute in Rappach sind wohl die abergläubigsten Menschen denen ich begegnet bin. Vom verwunschenen Zwergenreich, dem zerstörten Drachenhort über einen von Helden versiegelten Tor in die Niederhöllen bis zu einem, durch Hexenzauber getarnten Zugang zu einem Hexenzirkel im Inneren des Rappenblick, weswegen er auch Hexenbuckel genannt wird.” Er schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Bewegung: "Von jeder dieser Möglichkeiten gibt es auch noch zig unterschiedliche Varianten. Unter Kindern und Jugendlichen ist es eine weit verbreitete Mutprobe hier des Nachts, vor allem bei Vollmond hier her zu kommen. Hin und wieder geschieht dann ein Unglück und schon gibt es eine neue Schauergeschichte.” Er sah zu Angrawenos “Ich halte es da mit Herrn Schwatzrother, das hier ist ein alter, sehr alter Stollen, der entweder aufgegeben und deswegen zerstört wurde oder durch ein bedauerliches Unglück eingestürzt ist. Nicht mehr und nicht weniger!” Dann ging sein Blick wieder zu Hlûdoald “Zugeben bei starkem Wind aus Firun erzeugt diese Einkerbung einige, bisweilen unheimliche Geräusche, die man für Gewisper oder gar ein Jammern und Wehklagen halten könnte. Aber es ist eben der Wind der in Ritzen und Höhlen bläst und so die Geräusche erzeugt. Aber versucht dass einem abergläubigen Landmann beizubringen, euer Wohlgeboren. Vorher überredet ihr einen Zwerg, den großen Fluss von Turehall nach Ferdok hinauf zu schwimmen.” Hlûdoald lachte und rieb sich das Kinn. “Mein guter Waibel, bei Gelegenheit müsst ihr mir bei einem Kelch guten Weins die ein oder andere dieser Geschichten erzählen! Aber jetzt lasst uns aufbrechen, wir haben noch einiges vor.” So kehrten die Männer zu den Pferden zurück und machten sich auf den Weg nach Flachsfeld. Der Weiler Flachsfeld unterschied sich auffällig von Rabenwies und Neuböwerdorp. Während die Katen dort mehr oder weniger in zwei parallelen Linien angeordnet waren, bildeten hier die sechs hölzernen Bauernkaten einen Kreis, in deren Mitte sich ein gepflasterter Platz befindet. Hinter den Bauernkaten hatte man im Firun und im Praios je eine große Scheune errichtet. Im Zentrum des Platzes fanden sich ein gemauerter Brunnen, ein kleines, ebenfalls aus Feldsteinen gemauertes Häuschen und eine etwa fünf mal fünf Schritt messende Holzhütte. Während die umstehenden Katen schlicht und zweckmäßig waren, hatte man die Hütte im Zentrum hübsch bemalt. Neben verschiedenen Pflanzen, Tieren und Früchten entdeckte Hlûdoald auch Symbole von Travia, Hesinde, Rahja und Peraine. Als er seinen Blick seinen Begleitern zuwandte, sah er einen zufriedenen, lächelnden Truchsess. “Ja, so habe ich bei meinem ersten Besuch hier auch gestaunt. So schlicht der Name Flachsfeld auch ist, der Ort selbst ist bemerkenswert. Bis vor etwa zwanzig Götterläufen fand sich zwischen den sechs Katen eine Palisade, als diese marode wurde und hätte ersetzt werden müssen, entschied man sich allerdings, sie zu beseitigen. Es gibt in unserer Gegend, den Zwölfen sei Lob und Dank, ja schon lange keine großen Raubtiere mehr.” Er deutete zum Platz im Zentrum! Brunnen, Backhaus und die Hütte des Ältesten. Die Göttersymbole sind zum Schutz und Segen der Gemeinschaft und als Verehrung der vier Göttinnen dort angebracht.” Noch während Angrawenos sprach kamen einige Männer und Frauen aus ihren Behausungen. Zwei Frauen kamen auf die Reiter zu, ein Junge lief eilig zur Hütte des Ältesten, die übrigen Männer und Frauen beobachteten das Geschehen von ihren Hütten aus. Eine der beiden Frauen sprach die Reiter an, ohne ihnen jedoch direkt ins Gesicht zu blicken und sich nach jedem Satz verbeugend: “Die Zwölfe zum Gruße ihr hohen Herren. Steigt doch bitte ab, wir versorgen die Pferde der Herrschaften. Diemut-Wiho Siebenfelder wird euch sofort empfangen!” Sogar Hlûdoald, der durchaus darauf achtete dass das einfache Volk dem Adel mit gebührenden Respekt und botmäßiger Distanz begegneten war dies Verhalten schon fast ein bisschen viel des Guten. “Mögen euch die Zwölfe stets gewogen sein gute Frau!” Mit diesen Worten stieg der Ritter von seinem Ross und übergab der Frau die Zügel. Ein junger Mann eilte hinzu, um sich um das dritte Pferd zu kümmern. Indes öffnete sich die Tür und ein hagerer, mittelgroßer Mann trat aus der Tür. Hinter ihm huschte der Junge aus der Hütte und flitzte wieder zu seinen Eltern. Hlûdoald schätzte den Mann auf Mitte Dreißig. “Der Herr des Lichtes mit euch, ihr hohen Herren! Ich bin Diemut-Wiho Siebenfelder, von den braven Frauen und Männer Flachsfelds zu ihrem Ältesten gewählt. Kommt doch bitte in mein bescheidenes Heim!” Der Mann mit dem langen, leicht gewellten, braunen Haar verneigte sich und machte eine einladende Geste in Richtung der geöffneten Tür. “Möge Himmelskönig euch stets günstig sein, Meister Siebenfelder. Ritter Hlûdoald von Markartshof, Edler zu Rappach.” der Ritter deutete auf Angrawenos “Den Werten Truchsess Schwatzrother kennt ihr sicher bereits!” dann deutete er auf Praiophatius “ Und dies ist mein treuer Waibel Praiophatius Dreyschwehrdt!” Der Älteste grüßte jeden der Beiden mit einer Verbeugung und alle betraten die Hütte. Im Inneren fanden sich ein offener Kamin, ein Holztisch mit sechs Stühlen, zwei Schränke und eine Leiter, die durch eine Luke auf den Dachboden führte. Der Ritter vermutete, dass dort die Schlafplätze des Ehepaars Siebenfelder lagen. Es war zwar sehr beengt und schlicht, aber sehr sauber und gemütlich. Eine blonde Frau in einem schlichten, dennoch hübschen Wollkleid verneigte sich während Siebenfelder das Wort ergriff: “Das ist meine Gemahlin Salbarda! Aber nehmt doch bitte Platz!” Während die Männer sich setzten stellte Salbarda jedem einen Tonbecher hin und brachte einen Krug mit frischem Brunnenwasser und einen mit Kräutertee. Diemut-Wiho berichtete Hlûdoald das in Flachsfeld sechs Familien lebten von denen vier schon seit etlichen Generationen hier in Flachsfeld lebten und zwei Familien albernische Flüchtlinge seien, die sich aber tadellos in die Gemeinschaft eingefügt hatten und auch schon durch drei Traviabunde mit den alten Familien verbunden seien. Zur Zeit leben 32 Einwohner im Weiler, von denen dreizehn Kinder und zehn Götterläufen waren. Auch erfuhr Hlûdoald, der sich über das geringe Alter des Ältesten schon gewundert hatte, dass der Vorgänger von Meister Siebenfelder erst im Efferd dieses Götterlaufes zu Boron gegangen war. Die Flachsfelder sind recht pragmatisch veranlagt und haben sich einen jungen Ältesten erwählt, um nicht in zwei oder drei Götterläufen schon wieder den Nächsten wählen zu müssen. Diemut-Wiho war bei dem Krämer Disibold Isenstayg in Eschenhain in der Ausbildung gewesen, weshalb er auch das nötige Wissen mitbrachte um die Listen für die Abgabenerhebung zu erstellen. Man baut, wie der Ortsname bereits vermuten lässt, auf den umliegenden Feldern Flachs an und übernimmt die ersten Verarbeitungsschritte, bevor er nach Eschenhain geliefert wird. Zwischen den Flachsfeldern stehen viele Apfel-, Birn- und Kirschbäume. Das geerntete Obst wird vor Ort in Gebäck verarbeitet, getrocknet und in kleinen Mengen zu Saft gepresst und zu Wein gekeltert. Auch hier werden Gänse, Hühner und Ziegen in kleiner Zahl zur Selbstversorgung gehalten und auf einigen Beeten Gemüse für den Eigenbedarf gezogen. Erfreulicherweise Diemut-Wiho keine Probleme, außer der Hasen und Kaninchen deren Bestände in den letzten Götterläufen arg zugenommen hatten. Der Ritter versicherte ihm das er sich bereits des Problems bewusst sei und bald schon Jäger sich der Plage annehmen würden. Man verabschiedete sich nach etwa einer Stundenkerze und setzte den Weg nach Eschenhain fort.


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