Guldebrandt Affaire
Die Guldebrandt-Affäre
Ab der Mitte des Efferdmondes im Jahr 1037 BF bis Mitte des Boronmondes im gleichen Götterlauf reiste der Landeswappenkönig und oberste Herold Nordmark persönlich durch die Grafschaften des Herzogtums und verkündete folgendes:
Höret! Höret! Höret!
Wir, Hartuwal II. vom Großen Flusse, Herzog der Nordmarken, des Raulschen Reiches Senneschall, Erzkanzler und Reichssiegelbewahrer,tuen kund und zu wissen, dass jede aufrechte Reckin und jeder tapfere Streiter der Nordmarken oder anderer Provinzen, die oder der sich auf die Suche nach Guldebrandt, dem Richtschwert des Heiligen Neuen Kaiserreiches vom Greifenthron zu Gareth, macht, unter Unserem besonderen Schutze stehet und im Falle des Erfolges ihrer Queste reich belohnt werden wird.
Gegeben zu Elenvina durch die Hand des Herzogs und verkündet von Nordmark, dem Landeswappenkönig und höchstem Herold der Nordmarken.
Leodegram Grimbald von Starkenrast stand auf dem Turm von Burg Grötz und beobachtete die Arbeiten an dem alten Gemäuer. Die Burg, bis vor kurzem noch eine bessere Ruine, die seinem Vater, Boron sei seiner Seele gnädig, unlängst das Leben gekostet hatte, befand sich in einem Zustand des Umbaus. Sicher würde es noch gute zwei Götterläufe dauern, bis die Arbeiten beendet wären, aber ein deutlicher Fortschritt war bereits jetzt schon zu sehen. Bald schon würde Burg Grötz des Herzogs der Nordmarken würdig sein und da seine Hoheit üblicherweise im nahen Elenvina residierte, hätte er, Leodegram, eine stattliche Heimstatt. Sein momentanes Interesse galt zwei Steinmetzen die den Boden im Rittersaal erneuerten. Sicher, im Laufe der Götterläufe waren nur einige der Steinplatten gesprungen und man hätte vielleicht nur diese zu ersetzen brauchen, aber einen Unterschied zwischen neuen und alten Platten hätte man immer gesehen und daher hatte der Vogt von herzgl. Fuchsgau beschlossen, den Boden des ganzen Saales neu verlegen zu lassen. Eine Entscheidung die ihm nicht weiter schwer gefallen war, schließlich war es nicht sein Gold, was die Arbeiten bezahlte, sondern das des Herzogs.
Der Herzog, der in seinem Fall auch der Baron war, hatte ihn beauftragt, Steuern und Zölle einzunehmen, mit dem Gold zunächst die Bauwerke und Straßen in Fuchsgau auf Vordermann zu bringen und das was übrig blieb an die Schatzkämmerei nach Elenvina zu schicken. Und bei Phex, solange nicht jeder Kiesel auf dem abgelegensten Pfad erneuert war, würde er nur so viel Gold in die Hauptstadt schicken, wie nötig war, um ihm peinliche Fragen des Kämmerers und zusätzliche Buchprüfungen zu ersparen. Es mochte wohl sein, das sein eigener Wohlstand nur gering war, das er nur des Herzogs Hab und Gut zu verwalten hatte, aber er würde dafür sorgen, dass er ein sehr angenehmes Leben führen würde.
Er schwenkte einen Kristallkelch mit einem schweren almadanischen Roten und betrachtete die Lichtreflexe, welche der Praiosschild in dem edlen Getränk erzeugte. Er hasste solche Unternehmungen wie eben diese Schwertsuche und überließ solcherlei Dinge lieber Untergebenen oder sogar Gruppen von Abenteurern, die hin und wieder durch Fuchsgau zogen und bereit waren, für ein paar Münzen und vielleicht den einen oder anderen Gefallen die waghalsigsten und zum Teil dümmsten Aufgaben zu erledigen. Ja, er war sicher, dass sich leicht eine solche Gruppe finden würde, die für zehn Dukaten und ein gutes Wort beim Herzog die halben Nordmarken auf der Suche nach dem Richtschwert umgraben würden.
Aber der Herzog hatte sich anders entschieden und wollte sich lieber des Adels bedienen. Sei's drum, Leodegram leerte den Kelch und machte sich an dem Abstieg vom Turm und auf den Weg in sein Schreibzimmer. Er würde sich, natürlich mit Freuden, freiwillig bereit erklären an der Suche teilzunehmen. Es konnte nicht schaden, den eigenen Namen mal wieder positiv in Erinnerung zu bringen, zudem wäre es eine gute Gelegenheit, die Privatschatulle etwas zu füllen. Schließlich konnte er ja nicht alles und jeden von des Herzogs Gold bezahlen, auch wenn er hierin schon eine Menge kreativer Ideen gehabt hatte. -- Main.IseWeine - 26 Aug 2014
(Tandosch) Bei seinem Eintreffen in Tandosch wurde der oberste Herold Opfer der bekannten tandoscher Gastfreundschaft. Ein mehrgängiges Menü mit schwerem liebfelder Wein hinderte den Herold daran umgehend seine Botschaft zu verkünden. Erst beim Genuss zwergischen Tabaks vor dem Kamin konnte er die Gelegenheit ergreifen und sein Anliegen vortragen. Irian von Tandosch musste innerlich lächeln als der Herold sein Anliegen vorgetragen hatte. Wohlweislich hatte er den Herold daran gehindert diese Botschaft öffentlich zu verkünden was nur Unruhe verbreitet hätte. Als der Herold schwieg und ihn erwartungsvoll ansah zog Irian an der Pfeife und deutete mit einem dezenten Nicken eine Verbeugung an. „Es ist schon lange her, dass Jast Gorsam, Boron sei seiner Seele gnädig, mich zu einem seiner sieben Schwerter berufen hatte. So ist es dem Haus Tandosch eine Ehre, in dieser Tradition dem Herzog weiter dienlich zu sein. Meine Tochter Fiona wird morgen gen Elevina aufbrechen."
Am nächsten Morgen hatte das Praiosrund gerade erst den Horizont geküsst als Fiona von Tandosch ein letztes Mal die Ausrüstung prüfte, sich in den Sattel schwang und gen Elenvina aufbrach. Schwer gewaffnet und in ihrer matt-schwarzen Rüstung mochte man fast meinen sie zog in den Krieg. Sie ritt einen einfachen Gaul und führte dabei ihr Elenvina Schlachtross am Zügel um es auf der Reise zu schonen. Ein Knecht folgte ihr und führte ein Muli als Lasttier mit sich. Aus der Last ragten mehrere Kriegslanzen hervor.
(Wallbrord)
Von einem der auszog, ein Richtschwert zu finden
Kaum aus der 'Gastfreundschaft' der Herzogin in Elenvina entlassen, die der einstige kaiserliche Marschall Wallbrord von Löwenhaupt-Berg, Bruder der Baronin zu Meillingen und selbst Baron im Perricumschen, unlängst ob seiner Verwicklung in das Verschwinden Guldebrandts (s. NN 36, S. 1ff.), 'genießen' durfte, reiste der hohe Herr zurück in die Markgrafschaft am Darpatmund, um dort 'diverse Angelegenheiten zu regeln', wie er sich auszudrücken beliebte. Zuvor soll er sich dem Vernehmen nach mehrmals mit Junkerin Leuina Praiolind zu Graufurt und dem andergastschen Freijunker Enhard Vinius Demotil getroffen haben, welche die Schmach, damals die Klinge Hlûthars verloren gehabt zu haben, mit ihm teilen. Auch wenn der Baron vor seiner Abreise seine baldige Rückkehr in die Nordmarken angekündigt hatte, um sein Versprechen, sich an der Wiederbeschaffung des Reichsrichtschwertes zu beteiligen, einzulösen, gingen nicht wenige Beobachter bei Hofe davon aus, dass dies nur leere Worte gewesen seien, um seine "Flucht" nach Perricum zu kaschieren. Sie sollten sich irren. Gut einen Mond später kehrte Herr Walllbrord, nachdem er zuvor an der Hochzeit der Kaiserin teilgenommen hatte, im Gefolge der nordmärker Gesandtschaft in die herzogliche Capitale zurück. Dort soll er sich in kurzer Folge mit dem Herzogenpaar und dem neuen Illuminatus zu Elenvina, seiner Exzellenz Godefroy von Ibenburg-Luring, getroffen haben. Der ehemalige Marschall schien die Suche in der Folgezeit jedoch anders anzugehen als andere Teilnehmer der Queste, konnte man ihn doch fast den gesamten Boronmond hindurch in Gesprächen mit diversen Würdenträgern von Herzogtum und Herzogenstadt sowie in nahezu allen Tempeln, Archiven und Bibliotheken der Metropole antreffen. Erst gegen Ende des Monats rüstete der Baron sich zu einer längeren Reise und verließ Elenvina mit unbekannten Ziel. Auf die Frage eines unserer Schreiber, wann er zurückzukehren gedenke, antwortete der hohe Herr lapidar: 'Wenn es an der Zeit ist.' Es bleibt also abzuwarten, ob ihm bei der Suche nach Guldebrandt mehr Erfolg beschieden sein wird als den anderen Suchern.
Meisterinformationen: Wallbrord geht, ganz Offizier, die Queste sehr methodisch an: Zuerst potentiell hilfreiche Gespräche und Quellenstudien in Elenvina, danach Reisen an Orte und zu Personen im Herzogtum, die für die weitere Suche hilfreich sein könnten. Daher kann man Wallbrord im Hesinde und Firun 1037 BF in vielen Teilen der Provinz antreffen. Aufmerksamen Beobachtern wird auffallen, dass der Baron oftmals sehr verbittert und abweisend wirkt (was dem Anbahnen von Gesprächen nicht gerade förderlich ist). Ursächlich hierfür ist das Wissen um die wahren Hintergründe des Verschwindens der Herzogenklinge in Verbindung mit der Tatsache, dass er von Herzog Hartuwal und seinem eigenen Lehnsherrn, Markgraf Rondrigan Paligan zu Perricum, für deren eigenen Interessen gewissermaßen als Sündenbock missbraucht und sein Ansehen dadurch beschädigt wurde.