Wald Treuklinger Wald: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Auszug aus: "[[Geschichte Spiegel der Seele|Zwischen Dörfern und Burgen: Eine Entdeckungsreise durch Tommelsbeuge]]" von [[Rondrik von Eberbach|Rahjaehr]]
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Auszug aus: "[[Spiegel der Seele|Zwischen Dörfern und Burgen: Eine Entdeckungsreise durch Tommelsbeuge]]" von [[Rondrik von Eberbach|Rahjaehr]]

Aktuelle Version vom 24. September 2024, 17:38 Uhr

Wie der geneigte Leser sicherlich weiß, bin ich kein großer Anhänger rein deskriptiver Abhandlungen, weshalb ich an dieser Stelle davon absehen werde, die Leserschaft mit langatmigen Beschreibungen der Ausdehnung des Treuklinger Waldes zu vergraulen. Genauso wenig werde ich versuchen, die Größe des Waldes durch Umwandern zu erfassen. All‘ jene, die ich damit nun verprelle, mögen sich ans Kaiserlich Derographische Institut in Gareth wenden, um dort voll Zorn von meinem unzulängliche Bericht zu schwadronieren und sich von jenen Landvermessern ihre sterbenslangweiligen Zahlen vorbeten zu lassen.
Ich hingegen möchte mich vielmehr auf die Schönheit des Waldes, seine Flora und Fauna konzentrieren – und am Ende meiner Beschreibung eine kurze Geschichte zum Besten geben, die mich auf immer da mit dem Treuklinger Wald verbinden wird.

Doch zuvor möchte ich, wie angedeutet in der gebotenen Kürze, auf Ausdehnung und Örtlichkeit eingehen:
Der Treuklinger Wald darf mit Fug und Recht als der größte Wald Tommelsbeuges bezeichnet werden. Der Großteil des Waldes liegt im Edlengut Treuklingen, was bei der Betrachtung der Namensgleichhheit nicht sonderlich überraschend erscheint, wobei nicht abschließend geklärt ist, wer hier einst von wem den Namen erhielt.
Die südlichen Ausläufer des Waldes liegen in Freiherrlich Tommelsbeuge und erstrecken sich in Praios-Rahja-Richtung vom Gutshof Waldeck, vorbei an der ehemaligen Abtei Gänsehof, bis fast nach Brinnen.

War doch recht kurz, wie ich finde. Ich muss gestehen, ich habe mich an dieser Stelle selbst überrascht. Mich kurz zu fassen ist, wie ich zähneknirschend eingestehen muss, nicht gerade meine vorzüglichste Eigenschaft. Aber weiter mit dem interessanten Teil:

Am Waldesrand entlang führt ein Karrenweg führt von Waldeck bis weit hinter die Abtei, bis er vor Brinnen einige Meilen durch die Ausläufer des Waldes führt. An dieser Stelle sei der dringliche Rat gegeben, diesen Weg nicht zu verlassen.
Gründe hierfür liegen nicht nur in der Gefahr sich im dichten Gehölz zu verlaufen. Der Treuklinger Wald ist vielmehr Heim für viele wilde Tiere. Vom einfachen Waldwolf, über kapitale Eber, bis hin zu Bären und stolze Auerochsen, die sich den Treuklinger Wald zur Heimstatt erwählt haben, finden sich zudem prächtige Kronenhirsche – wobei letztere wohl keine Gefahr für Leib und Leben des unbedarften Waldwanderes darstellen dürften.
Wie im Tommeltann finden sich im Treuklinger Wald hauptsächlich Erlen, Eschen, Buchen und Lärchen. Doch auch mächtige Eichen finden sich hier genauso wie Ahorn und Tannen und bilden so einen abwechslungsreichen und teilweise stets begrünten Mischwald.
Passiert man im Frühjahr bis Sommer den Forst – es sei erneut angeraten, dies nur entlang des Weges zu tun -, so duftet es herrlich nach Kräutern und Bäumen und der Wald scheint vor Leben zu pulsieren. Auf mich hat das Gehölz eine beruhigende Wirkung. Das Gezwitscher der Vögel lässt den Geist entschweben, der anregende Duft der verschiedenen Pflanzen reinigt den Körper und die frische Luft lässt die Beine leicht werden und sie kräftig ausschreiten. Oft habe ich mich dabei ertappt, wie ich pfeifend und mit breitem Lächeln aus dem Waldabschnitt trat. Ich denke, ich werde dies Waldstück bald wieder durchwandern müssen – die Beschreibung dieses Ortes hat meine Wanderlust geweckt und Erinnerungen wachgerufen, die ich sobald wie möglich erneut durchleben möchte.

Weit im Firun von Waldeck entspringt die Honne im Efferd des Waldes. Sie fließt zunächst weiter gen Efferd, knickt dann aber stark nach Süden ab. So entsteht das sogenannte "Honne-Knie" an dessen Scheitel sich mehrere Kohlemeiler befinden. Die Köhler haben hier einen vortrefflichen Ort gefunden, der nicht nur direkt an einem Bachlauf – wichtig zum Löschen der Meiler – sondern auch in unmittelbarer Nähe zum Treuklinger Wald und einem Karrenweg liegt. Steter Rauch schwängert die Luft, stellt aber für den Reisenden in der Regel keine besondere Belastung dar, da der aus den Meilern austretende Rauch in der Regel weiß und geruchslos ist.

Nun, werter Leser, gestattet mir, Euch eine Anekdote aus meinen eigenen Erlebnissen im Treuklinger Wald zu kredenzen, die die Gefahren, die ich bereits beschrieb, ein wenig unterstreichen soll:

Einst unternahm ich eine Wanderung tief hinein in jenen ehrwürdigen Forst. Der Himmel war von jener launischen Art, wie sie nur der Frühling kennt, und bald schon fanden meine Füße sich auf einem abseits gelegenen Pfad wieder, den mir ein freundlicher, wenn auch etwas grimmig dreinblickender Köhler wies. Er sprach in Rätseln von einem Orte, wo die Bären tanzten und die Bäume flüsterten. Neugierig und nicht wenig skeptisch, schlug ich alle Warnungen in den Wind und folgte seiner Wegbeschreibung¹.
Kaum hatte ich jedoch den Wald betreten, vernahm ich ein seltsames Geräusch – ein grunzendes, schnaubendes Klanggebilde, das mein Herz vor Schreck fast in die Knie zwang. Es war ein stattlicher Eber, der mich offenbar für einen Eindringling in seinem Reiche hielt. Ohne viel nachzudenken, kletterte ich auf den nächstbesten Baum. Dort harrte ich aus, während der Eber unten grimmig schnaubend seine Kreise zog. Es kam mir vor, als würde er über meine Misere lachen. Erst als die Dämmerung einbrach, trollte sich das Ungetüm, und ich konnte mich wieder hinab wagen, geläutert und um eine Geschichte reicher. Seither habe ich stets größten Respekt vor den Bewohnern des Treuklinger Waldes und nehme die Ratschläge, auf dem Weg zu bleiben, mehr als ernst. Was nicht heißt, dass die Stimme der Vernunft beim nächsten Abenteuer Gehör finden wird, fürchte ich.
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¹ An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner angeborenen Leichtsinnigkeit bedanken, die in den vergangenen Sommern offenbar so stark gediehen ist, dass sie mit ihrer Stimme jedwede Vernunft und Rücksicht niederzubrüllen in der Lage scheint.

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Auszug aus: "Zwischen Dörfern und Burgen: Eine Entdeckungsreise durch Tommelsbeuge" von Rahjaehr