Schwarz steht der Tann - Epilog III: Unterschied zwischen den Versionen

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Trotz alledem war die Laune der jungen Frau nicht die schlechteste. Immerhin hatte sie auf ihrer unerwarteten Reise einige neue Freunde kennengelernt; Khorena, Lioba, Tsamitrius und eigentlich auch Suncuua. Dazu kam auch die Gewissheit, dass das Leben außerhalb der Burgmauern so viel mehr zu bieten hatte als Bücher und kindliche Träumereien. Doch bevor diese Erkenntnisse durch den Studel an Gefühlen und Gedanken in ihr Bewusstsein sickerten, würde es noch etwas dauern - es war ein erster Schritt auf einem noch sehr langen Weg.
 
Trotz alledem war die Laune der jungen Frau nicht die schlechteste. Immerhin hatte sie auf ihrer unerwarteten Reise einige neue Freunde kennengelernt; Khorena, Lioba, Tsamitrius und eigentlich auch Suncuua. Dazu kam auch die Gewissheit, dass das Leben außerhalb der Burgmauern so viel mehr zu bieten hatte als Bücher und kindliche Träumereien. Doch bevor diese Erkenntnisse durch den Studel an Gefühlen und Gedanken in ihr Bewusstsein sickerten, würde es noch etwas dauern - es war ein erster Schritt auf einem noch sehr langen Weg.
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=== Llyilliala ===
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Die Menschen waren fort. Die Goblins waren fort. Die Goblins ... Llyilliala war sich nicht ganz klar darüber, was sie von den Goblins hier halten sollte. Zeit ihres Lebens war sie diesen Wesen ausgewichen oder hatte sie bekämpft. Lange Jahre war sie in der Umgebung der Salamandersteine unterwegs gewesen, im Bornland, in den Steppen und der Tundra des Nordens, der Grünen Ebene, dem Niemandsland. Dort galt nur ein Gesetz: der Stärkere überlebte. Allerdings ... unter den Menschen hieß es, viele Hunde seien des Hasen Tod. Dieses Gesetz hatte auch eine andere Ausprägung: viele Hasen waren genauso des Hundes Tod, zumindest, wenn die Hasen wenigstens rudimentäre Zähne hatten. Oder, in ihrem Fall: viele Goblins waren der Elfen Tod. Und viele Menschen auch. Jeder Kampf, auch jeder gewonnene Kampf, hinterließ eine Wunde. Und auch eine Elfe konnte nur eine gewisse Anzahl an Wunden verkraften, bevor sie ins Licht zurückkehren musste, ob sie wollte oder nicht, ob die Zeit dafür gekommen war oder nicht.
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Doch die Goblins hier ... waren seltsam. Wobei ... vielleicht war das nur eine Folge davon, dass sie gewonnen hatten, hier, an diesem Ort. Ganz offensichtlich machten sie sich die Kräfte eines alten elfischen Heiligtums zunutze, was schon an sich einen Frevel darstellte. Nun gut, "Frevel" war das falsche Wort, ein Wort der Menschen, des badoc. Die Goblins bedienten sich einfach Kräfte, die ihnen nicht zustanden, zu deren Entstehung sie nichts beigetragen hatten, Schmarotzer wie eh und je und überall. Und die Menschen ließen sie gewähren, bis jetzt zumindest. Also fühlten sie sich als Sieger und konnten Milde walten lassen, sogar einer Elfe gegenüber. Die Großzügigkeit des Überlegenen.
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Doch Llyilliala war sich dessen bewusst, dass sie allein nichts an diesem Zustand ändern konnte. Außerdem hegte sie keinen Hass gegenüber den Goblins. Der Kampf gegen diese Wesen folgte der Notwendigkeit, so wie man jagen musste, um zu essen. Also nahm sie die Zustände hier hin und würde nicht beginnen, sinnlose Racheaktionen zu starten für ein jahrhundertealtes Vergehen, wie es wahrscheinlich die Menschen tun würden. Wobei die Menschen sowieso keinen Grund brauchten, um jemanden anderes zu bekämpfen. Zumindest keinen Grund, den sie als solchen erkennen und nachvollziehen konnte.
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Egal. Menschen, Goblins, sie waren fern und sollten es bleiben, auch wenn einer von ihnen offenbar der Meinung war, in ihr etwas sehen zu müssen, das sie nicht war. Doch das alte Heiligtum war nah, und dort lauerten Geheimnisse, die es zu ergründen galt. Seit Jahrzehnten suchte Llyilliala nach dem Sinn ihrer Existenz, eigentlich seit dem Moment, als sie die Salamandersteine zum ersten Mal verlassen und erkannt hatte, dass ihre Bestimmung nicht, zumindest nicht ausschließlich, darin lag, eines Tages die Nachfolge ihrer Mutter als val'lar'ilayant anzutreten. Doch das Verlassen des sala'mandra hatte eine Leere in ihr geschaffen, die seither nichts und niemand imstande gewesen war zu füllen. In Theobárans Armen hatte sie eine Zeitlang Vergessen gefunden, doch war ihr Gefährte ihr schon vor langer Zeit ins Licht vorausgegangen. Einmal hatte sie ihn noch besucht, dort in nuy'awjo'riallon, und dort war sie auch eine lange Zeit, zumindest in menschlichen Begriffen, geblieben, hatte sogar Kinder in jene Welt hinter den Nebeln gesetzt, doch alles hatte einmal ein Ende. Ihre Unrast hatte überhand genommen, und so war sie zurückgekehrt nach Aventurien, wie es die Menschen nannten, immer noch auf der Suche nach ihrer Bestimmung.
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Und nun war sie hier. In einem alten Wald nahe eines Gebirges und nahe eines Goblinstammes, in einer Art Niemandsland. Ein altes Geheimnis ihres Volkes harrte der Ergründung. Würde sie hier ihre Bestimmung finden? Ausgerechnet hier, weitab von sala'mandra, ihrer Familie und ihrer ererbten Verantwortung? Llyilliala würde die Herausforderung annehmen und es herausfinden!
 
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Version vom 7. November 2021, 02:03 Uhr

Weiß wallt der Nebel

Epilog III der Briefspielgeschichte Schwarz steht der Tann

Befinna

Es sollte noch einiges an Zeit ins Land streichen und viel Wasser die Ambel hinabfließen, bis die junge Baroness dieser Lande das Geschehene verarbeiten konnte. Zu sehr hatten die Erlebnisse im Forst an dem gerüttelt, was sie bisher kannte, was ihr Sicherheit gab und auch was sie glaubte zu wissen. Besonders prägend war die Begegnung mit ihrer Mutter Alheyt, die sie eigentlich nur aus Erzählungen kannte, aber dennoch ein solch festes Band zu ihr fühlte, dass sie bereits am nächsten Morgen wieder zurück zu dem seltsamen Baum wollte. Sie wollte sie noch einmal sprechen - ihr so viel sagen und sie so viel Fragen. Alles Dinge, zu denen sie am gestrigen Tage nicht imstande war. Der Wille der jungen Frau war dabei so stark, dass es einiges an Überredungskunst ihrer Gefährten brauchte, um Befinna dieses Vorhaben wieder auszureden. Nun war sie bereit zu ihrer Schwester zurückzukehren.

Wunnemine würde ihr bestimmt nicht glauben und wie die Baroness sie kannte, würde ihre ritterliche Schwester wohl einen Schwertzug gegen Suncuua und ihren Stamm organisieren. Nein, sie würde über das Erlebte schweigen, zumindest auf Burg Ambelmund. Die Rückkehr in ihre Heimat bereitete ihr zudem etwas Bauchschmerzen, würde Wunnemine doch bestimmt nicht glücklich über ihr Reißaus sein, das ihr einiges an Gold und wohl auch Ansehen gekostet hatte.

Trotz alledem war die Laune der jungen Frau nicht die schlechteste. Immerhin hatte sie auf ihrer unerwarteten Reise einige neue Freunde kennengelernt; Khorena, Lioba, Tsamitrius und eigentlich auch Suncuua. Dazu kam auch die Gewissheit, dass das Leben außerhalb der Burgmauern so viel mehr zu bieten hatte als Bücher und kindliche Träumereien. Doch bevor diese Erkenntnisse durch den Studel an Gefühlen und Gedanken in ihr Bewusstsein sickerten, würde es noch etwas dauern - es war ein erster Schritt auf einem noch sehr langen Weg.

Llyilliala

Die Menschen waren fort. Die Goblins waren fort. Die Goblins ... Llyilliala war sich nicht ganz klar darüber, was sie von den Goblins hier halten sollte. Zeit ihres Lebens war sie diesen Wesen ausgewichen oder hatte sie bekämpft. Lange Jahre war sie in der Umgebung der Salamandersteine unterwegs gewesen, im Bornland, in den Steppen und der Tundra des Nordens, der Grünen Ebene, dem Niemandsland. Dort galt nur ein Gesetz: der Stärkere überlebte. Allerdings ... unter den Menschen hieß es, viele Hunde seien des Hasen Tod. Dieses Gesetz hatte auch eine andere Ausprägung: viele Hasen waren genauso des Hundes Tod, zumindest, wenn die Hasen wenigstens rudimentäre Zähne hatten. Oder, in ihrem Fall: viele Goblins waren der Elfen Tod. Und viele Menschen auch. Jeder Kampf, auch jeder gewonnene Kampf, hinterließ eine Wunde. Und auch eine Elfe konnte nur eine gewisse Anzahl an Wunden verkraften, bevor sie ins Licht zurückkehren musste, ob sie wollte oder nicht, ob die Zeit dafür gekommen war oder nicht.

Doch die Goblins hier ... waren seltsam. Wobei ... vielleicht war das nur eine Folge davon, dass sie gewonnen hatten, hier, an diesem Ort. Ganz offensichtlich machten sie sich die Kräfte eines alten elfischen Heiligtums zunutze, was schon an sich einen Frevel darstellte. Nun gut, "Frevel" war das falsche Wort, ein Wort der Menschen, des badoc. Die Goblins bedienten sich einfach Kräfte, die ihnen nicht zustanden, zu deren Entstehung sie nichts beigetragen hatten, Schmarotzer wie eh und je und überall. Und die Menschen ließen sie gewähren, bis jetzt zumindest. Also fühlten sie sich als Sieger und konnten Milde walten lassen, sogar einer Elfe gegenüber. Die Großzügigkeit des Überlegenen.

Doch Llyilliala war sich dessen bewusst, dass sie allein nichts an diesem Zustand ändern konnte. Außerdem hegte sie keinen Hass gegenüber den Goblins. Der Kampf gegen diese Wesen folgte der Notwendigkeit, so wie man jagen musste, um zu essen. Also nahm sie die Zustände hier hin und würde nicht beginnen, sinnlose Racheaktionen zu starten für ein jahrhundertealtes Vergehen, wie es wahrscheinlich die Menschen tun würden. Wobei die Menschen sowieso keinen Grund brauchten, um jemanden anderes zu bekämpfen. Zumindest keinen Grund, den sie als solchen erkennen und nachvollziehen konnte.

Egal. Menschen, Goblins, sie waren fern und sollten es bleiben, auch wenn einer von ihnen offenbar der Meinung war, in ihr etwas sehen zu müssen, das sie nicht war. Doch das alte Heiligtum war nah, und dort lauerten Geheimnisse, die es zu ergründen galt. Seit Jahrzehnten suchte Llyilliala nach dem Sinn ihrer Existenz, eigentlich seit dem Moment, als sie die Salamandersteine zum ersten Mal verlassen und erkannt hatte, dass ihre Bestimmung nicht, zumindest nicht ausschließlich, darin lag, eines Tages die Nachfolge ihrer Mutter als val'lar'ilayant anzutreten. Doch das Verlassen des sala'mandra hatte eine Leere in ihr geschaffen, die seither nichts und niemand imstande gewesen war zu füllen. In Theobárans Armen hatte sie eine Zeitlang Vergessen gefunden, doch war ihr Gefährte ihr schon vor langer Zeit ins Licht vorausgegangen. Einmal hatte sie ihn noch besucht, dort in nuy'awjo'riallon, und dort war sie auch eine lange Zeit, zumindest in menschlichen Begriffen, geblieben, hatte sogar Kinder in jene Welt hinter den Nebeln gesetzt, doch alles hatte einmal ein Ende. Ihre Unrast hatte überhand genommen, und so war sie zurückgekehrt nach Aventurien, wie es die Menschen nannten, immer noch auf der Suche nach ihrer Bestimmung.

Und nun war sie hier. In einem alten Wald nahe eines Gebirges und nahe eines Goblinstammes, in einer Art Niemandsland. Ein altes Geheimnis ihres Volkes harrte der Ergründung. Würde sie hier ihre Bestimmung finden? Ausgerechnet hier, weitab von sala'mandra, ihrer Familie und ihrer ererbten Verantwortung? Llyilliala würde die Herausforderung annehmen und es herausfinden!

Rondrard

folgt

Suncuua

folgt

Finis